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WAZ: Parteitag nominiert McCain

Archivmeldung vom 06.09.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 06.09.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Das Wort "Kampf" benutzte John McCain in seiner Rede 43 mal. Das Wort "Bush" kam nicht vor.

Das Wesentliche seines Wahlkampfes ist damit schon gesagt: Mit Bush will der Republikaner McCain nicht in Verbindung gebracht werden, statt dessen präsentiert er sich den Wählern als kompromissloser Kämpfer gegen Lobbyisten, Parteiengeschacher, Machtmissbrauch und Korruption.

Wie kann McCain sich als Reformer präsentieren, wenn doch seine eigene Partei seit acht Jahren an der Macht ist? Er selbst war eben nicht in der Regierung, im Gegenteil, er war oft einer der heftigsten Kritiker der Regierung Bush. So war es in Sachen Guantanamo, Folter und CIA-Machenschaften, so war es beim Klimawandel und bei der Wahlkampffinanzierung. Wenn es einen Republikaner gibt, der für sich in Anspruch nehmen kann, "anders" zu sein, dann heißt er John McCain.

Andererseits hat seine Parteitagsrede doch auch die Schwächen seiner Strategie offenbart. Worin genau soll eigentlich der Wandel bestehen? Programmatisch blieb McCain so vage und unscharf, wie man es Barack Obama - völlig zu Recht - immer wieder vorwirft. Aber Obama braucht für den Wahlsieg vielleicht auch keine Liste überzeugender Vorschläge; er kann auch als Epochenphänomen gewinnen, als brillanter Redner, als Hoffnungsträger, als erster Schwarzer, oder einfach: als Demokrat.

Das war der Grund, warum er in Saint Paul unkonventionelle Wege gehen musste, der eigenen Partei heftig ins Gewissen redete und die große Obama-Show der Vorwoche mit nüchternem Ernst beantwortete. Und das war der Grund, warum er sich zum Entsetzen politischer Freunde und Feinde für die junge und recht unerfahrene Gouverneurin des Staates Alaska als Vize-Kandidatin entschieden hat.

McCains Rede war in fast jeder Hinsicht schwächer als die Rede Barack Obamas, aber auch schwächer als die Rede von Sarah Palin. Bezeichnenderweise gab es nur einen Teil der Rede, der alle in Bann schlug und die Zuschauer fesselte: Wenn John McCain von sich spricht, von seiner Zeit als Soldat und Kriegsgefangener in Vietnam. McCain, der unbeugsame Kämpfer, der Patriot, der aus leidvoller Erfahrung gestählte Quer- und Charakterkopf - das ist das stärkste Argument. Aber aus Charakter, Ehrgefühl und Pflichtbewusstsein einen überzeugenden Anspruch auf die Präsidentschaft abzuleiten, das ist McCain noch nicht gelungen. Man mag McCain, aber das heißt noch nicht, dass man ihn auch wählt. 

Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (von Markus Günther)

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