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Westdeutsche Zeitung: Flugverbot

Archivmeldung vom 21.04.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 21.04.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Erst mussten die Banken mit Steuergeldern gerettet werden, dann suchten angeschlagene Autobauer Schutz bei Vater Staat - nun denken die Fluggesellschaften laut über Staatshilfen wegen der tagelangen Flugverbote nach. Es scheint ein Phänomen dieser Zeit zu sein, dass Unternehmen in Krisenzeiten sofort reflexartig nach dem Staat rufen.

Richtig ist, dass die Folgen des Vulkanausbruchs die ohnehin von Preiskämpfen gebeutelten Airlines bis ins Mark treffen. Doch rechtfertigt eine Ausnahmesituation nach einem Naturereignis nun staatliche Subventionen auf breiter Front? Nein, denn die Folgen wären fatal. Welchen Firmen sollte der Staat helfen? Nur den Fluggesellschaften, oder auch den Reisekonzernen? Und was ist mit den Geschäften etwa an den Flughäfen, die weniger Umsatz machen? Eine Abgrenzung dürfte schwierig werden. Es besteht die Gefahr, ein Fass ohne Boden zu öffnen. Zudem gehören Krisen zum unternehmerischen Risiko dazu. Wenn sich eine Branche durch Rabattschlachten und Billig-Tickets so stark selbst schwächt, dass sie für magere Zeiten keinen Speck ansetzen kann, dann ist es nicht die Aufgabe der Steuerzahler, in diesen Fällen pauschal einzuspringen. Hilfreich können lediglich einzelne staatliche Maßnahmen sein, die die unmittelbaren Schäden durch die Naturkatastrophe abdecken. Noch etwas unterscheidet die aktuelle Lage von den Folgen der Anschläge des 11. Septembers 2001 in den USA: Ist das Flugverbot wegen der Aschewolke erst einmal aufgehoben, dürfte sich die Lage zügig normalisieren. Eine langfristige Vertrauenskrise in der Luftfahrtbranche wie damals ist nicht zu erwarten. Die "Vulkan-Krise" zeigt aber, wie schnell die globalisierte Wirtschaft aus dem Takt zu bringen ist. Die Vorteile, die die weltweite Produktion mit sich bringt, verkehren sich sofort ins Gegenteil, wenn die Flug-Logistik ausfällt: "Just-in-Time"-Produktion spart den Firmen zwar viel Geld, weil sie keine Läger vorhalten müssen. Kommt allerdings kein Nachschub mehr an, stehen die Räder in den Fabriken bald still - wie aktuell bei BMW. Dass das isländische Naturereignis der Konjunktur allerdings dauerhaft schadet, ist eher unwahrscheinlich. Läuft die weltweite Logistik wieder an, hat die Wirtschaft diese Delle schnell ausgemerzt.

Quelle: Westdeutsche Zeitung

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