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Mittelbayerische Zeitung: zur Automesse Detroit

Archivmeldung vom 11.01.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 11.01.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Wer hätte vor kurzem die Vereinigten Staaten als Hoffnungsmarkt für die deutsche Autoindustrie vermutet? Darbend in der Krise, seit der Lehman-Pleite ein sieches Land, das dem Niedergang geweiht schien. Nun, die größte Wirtschaftsmacht der Welt ist weit davon entfernt, seine grundlegenden Probleme gelöst zu haben. Sie wird weiter an Bedeutung verlieren. Aber was den Automobilmarkt betrifft, könnte Obama-Land 2012 ein veritables Comeback feiern, das sich seit geraumer Zeit anbahnt.

So zeichnet es sich jedenfalls auf der Branchenshow in Detroit ab. Wie gut, dass es die USA gibt, heißt es derzeit unisono bei den deutschen Automanagern. Dort ist in diesem Jahr Präsidentenwahl - dieses Ereignis geht oft mit einem Konjunkturschub einher. Nicht zuletzt deshalb, weil Regierungen zu unterstützenden Maßnahmen greifen, um das Wahlvolk wohlgesonnen zu stimmen. Ebenso wichtig für ein üppiges Rollout auf US-Straßen: Es gibt großen Nachholbedarf. Vor der Krise wurden jährlich 16 bis 17 Millionen Neuwagen verkauft; 2009 waren es ganze zehneinhalb Millionen, 2011 immer noch erst 12,8 Millionen. Und rekordverdächtig viele US-Amerikaner chauffieren Karossen mit mehr als zehn Jahren auf dem Blech. Prognostiker erwarten, dass der Markt auf 13,5 Millionen Autos wachsen wird - und damit jene Stückzahlen zusätzlich generiert, die in Europa, hier vor allem im Süden, wegfallen werden. Deswegen machen sich deutsche Hersteller Hoffnungen, wenigstens einen Teil der auf den Heimatmärkten entstehenden Verluste in Übersee kompensieren zu können. Dies trifft vor allem auf die Luxusmarken BMW, Audi und Mercedes zu, aber auch VW macht sich berechtigte Hoffnungen. Sie verkaufen dort besonders PS-starke Modelle und fahren damit, auch dank des steigenden Dollar-Kurses, enorme Profite ein. Dieses Geld können sie gut gebrauchen, um in Leichtbau, Elektromobilität, intelligente Navigation und die Optimierung der Verbrennungsmotoren zu investieren. Denn dass deutsche Hersteller bei all diesen Technologien, also in der Zukunft, vorne dabei sein werden, ist nicht entschieden. Zwar wurden in den USA im vergangenen Jahr mehr Geländewagen und Pick-ups - meist Freunde des großzügigen Spritkonsums - erworben als Pkw. Andererseits aber kaufen die Amerikaner auch weitaus mehr Hybrid-Fahrzeuge, vorwiegend aus Japan, als die Europäer. Selbst die noch kaum wettbewerbsfähigen Elektromobile können in Übersee mehr Kunden überzeugen als hier. Luxus allein wird für die deutschen Autobauer als Erfolgsrezept langfristig nicht ausreichen. Die Amerikaner werden bei wieder anziehenden Spritpreisen verstärkt auf verbrauchsarme Modellen umschwenken. Auf der anderen Seite der Welt steht die chinesische Regierung bei Auto-Investitionen gegenwärtig auf der Bremse - jenes Riesenreich, wo die deutschen Hersteller geradezu berauschende Höhenflüge erleben. Dort will man die heimischen Hersteller besser schützen, der Absatz könnte 2012 sogar stagnieren. Obendrein rauschen die Länder mit den höchsten wirtschaftlichen Wachstumsraten vor allem in Asien geradewegs in den Verkehrsinfarkt. Die Regierungen dort machen sich durchaus Gedanken, dass auto-verstopfte Großstädte kein begehrenswertes Zeichen von Fortschritt darstellen. Und Europa gilt längst als gesättigt. Hier wird sich der Absatz langfristig eher im Rückwärtsgang bewegen. So gesehen ist der Schub aus Detroit für die deutschen Autobauer ein willkommener Motor für jenen Schwung, den sie für das veränderte globale Umfeld benötigen.

Quelle: Mittelbayerische Zeitung (ots)

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