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BERLINER MORGENPOST: Gewalt, der traurige Alltag in Berlin

Archivmeldung vom 23.03.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.03.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Wer eine weiterführende Schule für sein Kind sucht, der tut heute gut daran, sich auch im Internet kundig zu machen. Beispielsweise auf der Plattform für Klatsch und Tratsch unter Schülern: "isharegossip". Danach hat sich manche nahe gelegene Schuladresse ganz schnell erledigt.

Nehmen wir eine Sekundarschule in Wilmersdorf, benannt nach einem ehrenhaften Forscher des 17. Jahrhunderts. Anonym stellte dort ein Schüler vorigen Monat folgende Frage über seine Schule ins Netz: "Welches Mädchen & welcher Junge sind die, die jeden f...?" - das letzte Wort der Frage sei hier unausgesprochen, es liegt ja auf der Hand. 40 Mal wurde auf diese Frage geantwortet, oft sehr präzise: Namen wurden genannt und meist auch die Klasse. Mädchen werden als "Schlampen" und "Huren" bezeichnet, Jungs sind "Hurensöhne". Wessen Name hier fällt, der hat harte Schulwochen vor sich. Das Ganze nennt sich Cyper-Mobbing. Für die Opfer ein Albtraum. Nun ist am vergangenen Sonnabend ein 17-jähriger Jugendlicher zusammengeschlagen worden, der offenbar seine eigene Freundin verteidigen wollte, gegen die bei "isharegossip" von anderen Mädchen der Schule gehetzt wurde. Man traf sich zur Aussprache, doch was als versuchte Streitschlichtung begann, endete als versuchter Totschlag. Der 17-Jährige wurde von den Mädchen und ihren Freunden verfolgt und so lange zusammengetreten, bis er bewusstlos war. Nun liegt er mit einem Schädel-Hirn-Trauma im Krankenhaus. Es hat immer Hänseleien in der Schule gegeben und üble Nachrede. Aber was früher auf Zettelchen hin- und hergeschoben wurde, was leise von Ohr zu Ohr ging, steht heute im Netz, gepostet, für alle einsehbar. Die Wirkung kann mörderisch sein - in England und Amerika gibt es längst Fälle von Selbstmorden und Selbstmordversuchen gemobbter Jugendlicher, die das alles nicht mehr aushielten. Den Betreibern solcher Seiten ist das egal, sie machen kein Hehl daraus, dass sie absolut verantwortungslos sind. Bei "isharegossip" versicherte man noch am 9. März den Usern, hier sei alles absolut anonym. "Niemandem kann nachgewiesen werden, etwas geschrieben zu haben. Auch nicht vor der Polizei, das heißt, es gibt keinen dingfesten Beweis", heißt es auf der Seite mit der "offiziellen News". Der Betreiber prahlt also damit, dass hier jeder ungestraft hetzen und herumsauen kann - ohne sich je verantworten zu müssen. Ein Teil unserer Jugendlichen ist verroht und bedroht wie kaum eine Generation vor ihnen. Viel zu viele haben eine komplett sexualisierte Sprache, sie kennen keine Moral und kein Mitleid - weder im Netz noch im richtigen Leben. Wer stoppt das? Wer sagt noch, es ist jetzt genug, wenn übelste Hetze im Internet ausgekippt wird? Wer ruft, es reicht, wenn einer wehrlos am Boden liegt? Prügeleien gab es immer - aber es galt einmal als akzeptierte Regel, aufzuhören, wenn einer sich nicht mehr wehren konnte. Nur Sadisten treten so lange zu, bis das Opfer halb tot ist. Heute ist es trauriger Berliner Alltag. Machen wir uns nichts vor: Unsere Schulen sind viel zu oft ein Saustall. Genau wie zu viele Elternhäuser, auch reiche. Es wird Zeit, zu handeln. Hetzseiten wie "isharegossip" müssen abgeschaltet werden - trotz der juristischen Hürden. Und wir - kümmern wir uns endlich um unsere Kinder!

Quelle: BERLINER MORGENPOST

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