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WAZ: Sport, Medien, Moral Der Zuschauer entscheidet

Archivmeldung vom 20.07.2007

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 20.07.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Wären wir auf dem Zeitstrahl Anfang der 80er Jahre steckengeblieben, als es die Privaten noch nicht gab und ARD und ZDF auf dem TV-Markt als Alleinherrscher regierten, hätte die Macht-Demonstration gelingen können: Der Bildschirm-Boykott der Tour de France hätte existenzbedrohende Folgen für den Profisport Radfahren in Deutschland annehmen können: Ohne Übertragung keine Sponsoren und damit kein Geld.

Die Radler wären gezwungen gewesen, zu emigrieren oder im Selbstreinigungsprozess ihr dopingverseuchtes Umfeld zu säubern. Und die Öffentlich-Rechtlichen hätten mit Glanz auf den Wangen dagestanden: als moralische Instanz.

Willkommen im Heute. Seit gestern 15 Uhr wissen ARD und ZDF: Ihre Mühe war umsonst. Der Versuch, den Zeigefinger in den Wind zu halten, ein Zeichen gegen das Dopen zu setzen, ist kläglich gescheitert. Sat.1 übernimmt die Übertragung der Rundfahrt und sichert die Vermarktung des Produktes Radsport auf dem nicht unbedeutenden deutschen Markt. Der Kommerz, er fährt in der Ausreißergruppe vornweg.

ARD und ZDF haben wieder nicht das richtige Maß gefunden. Lange ist es nicht her, da machten sich die Sender gemein mit den Radsportlern. Da prangte die ARD-Eins auf den Trikots der Fahrer des Teams Telekom, und da wurde vor allem das Thema Doping so gut wie möglich heruntergespielt. Für diese Art der einschmeichlerischen Verschleierung wurde der Sender mit Recht medial unter Beschuss genommen. Mit dem Boykott wollten die Öffentlichen ihre Glaubwürdigkeit zurückgewinnen. Und befinden sich doch wieder in der Sackgasse.

Denn wenn ARD und ZDF die Ausstiegs-Entscheidung als moralischen Akt sehen, wird es heuchlerisch. Dann dürfen die Sender nicht mehr über die häufig unter Dopingverdacht stehenden Leichtathleten berichten, über Biathleten nicht oder übers Boxen, wo dubiose Manager das Sagen haben. Und wie weit soll das gehen? Was ist unter dem Vorzeichen erhöhten moralischen Anspruches überhaupt möglich? Was ist mit den Hirn einlullenden Doku-Soaps am Nachmittag? Dürfen die gezeigt werden? Und wäre denn nicht gerade jetzt der Zeitpunkt der richtige gewesen, die Tour bei ihrem doch deutlich massiveren Versuch der Fahrt ins Dopingfreie zu unterstützen? Eben kritischen Berichten. Und nicht mit Ranschmeißen oder Stecker rausziehen.

Eines ist doch sicher: Die Sender hätten einfach den Zuschauer entscheiden lassen sollen, was er sehen will. Der hat sowieso seine eigene Moral.

Quelle: Pressemitteilung Westdeutsche Allgemeine Zeitung

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