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Börsen-Zeitung: Vom Zwang zum Risiko

Archivmeldung vom 14.08.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 14.08.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Ungünstiger hätte das Timing kaum sein können. Kurz vor dem Ende der Quartalsberichtssaison, durch das die starke Gewinnentwicklung der Unternehmen als positiver Impulsspender für risikobehaftete Assets wie Unternehmensanleihen und Aktien wegfällt, trübt sich das makroökonomische Umfeld deutlich ein. Nicht genug damit, dass die Sorgen über die US-Konjunktur mit erschreckend schwachen Arbeitsmarktdaten und einer skeptischeren Lageeinschätzung der amerikanischen Notenbank zusätzlich geschürt werden: Jetzt sendet auch noch die chinesische Volkswirtschaft, die für die USA als Lokomotive eingesprungen ist, Schwächesignale.

Kein Wunder, dass die Aktienmärkte ihre Sommer-Rally abgebrochen haben, die Risikoaufschläge für Anleihen niedrigerer Bonitätsklassen anziehen und die konjunktursensiblen, vom Importsog aus dem Reich der Mitte getriebenen Rohstoffe wie Industriemetalle und Öl Federn lassen müssen.

Wenig Hilfe bieten da die auf den ersten Blick guten Wachstumsdaten vom zweiten Quartal aus Euroland, insbesondere aus Deutschland, dessen Bruttoinlandsprodukt (BIP) die höchste Schlagzahl seit der Wiedervereinigung gezeigt hat. Zum einen relativiert sich der hohe Wert zum Teil aufgrund von Nachholeffekten, die auf den harten Winter zurückzuführen sind. Zum anderen hat der Export maßgeblich dazu beigetragen, ein Faktor der bei einer signifikanten Abschwächung der Weltwirtschaft wegfallen würde.

Immerhin zeigen diese Zahlen, dass es auch keinen Grund gibt, gleich schwarzzusehen. Von einer Rezession ist die Weltwirtschaft weit entfernt, von Zuständen wie nach dem Kollaps der US-Investmentbank Lehman Brothers, als die wirtschaftliche Aktivität rund um den Globus den Risiko-Assets folgte und in den freien Fall überging, ganz zu schweigen. Was sich derzeit abzeichnet - und aufgrund wegfallender Ankurbelungsmaßnahmen und Lagerzykluseffekte sowie der europäischen Haushaltskonsolidierungsmaßnahmen durchaus nicht überrascht -, ist eine Wachstumsverlangsamung. Die Schwellenländer unter Führung Chinas werden immer noch ein hohes Tempo an den Tag legen.

Auch die Quartalsberichtssaison ist nicht gerade deprimierend ausgefallen. Reihenweise haben die Unternehmen nach über Erwarten guten Resultaten ihre Prognosen angehoben, was bis zuletzt die Aktienmärkte beflügelte und die Risikoaufschläge der Unternehmensanleihen senkte. In den kommenden Monaten wird sich das Wirtschaftswachstum zwar verlangsamen, für die Unternehmensgewinne bedeutet dies aber eben weiteres Wachstum. Zudem haben die Konzerne in der Krise ihre Anstrengungen zur Effizienzsteigerung deutlich verstärkt, was ihnen auch bei einem geringeren Zuwachs des BIP ein recht hohes Gewinnwachstum ermöglicht. Darüber hinaus gehen sie insgesamt mit bestens gepolsterten Bilanzen in die Verlangsamungsphase. Nicht zuletzt stehen ihnen an den Kapitalmärkten nach wie vor günstige Finanzierungskonditionen zur Verfügung.

Zu verdanken ist dies ebenjenen Konjunkturdaten, die ebenso wie der skeptische Kommentar der amerikanischen Zentralbank für so viel Unruhe an den Märkten sorgen. Denn die Staatsanleiherenditen sind auf Rekordtiefstände gedrückt worden. Zehnjährige deutsche Staatstitel werfen nur noch kümmerliche 2,38% ab. Sie sind damit extrem teuer, während Aktien moderat bewertet sind. Der Dax weist auf Basis der Konsensschätzungen für das Jahr 2011 gerade einmal ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von rund 10 auf. Das federt den Markt nach unten ab und bedeutet günstige Kaufgelegenheiten in Schwächephasen.

Mehr noch: Staatsanleihen bester Bonität, in die sich die Sicherheit suchenden Marktteilnehmer derzeit flüchten, sind aufgrund ihrer minimalen Erträge in Wirklichkeit keine brauchbare Alternative mehr. Für wichtige Investorenkreise, die feste Renditezusagen gemacht haben, werden sie vielmehr zunehmend zum Problem. Ihnen bleibt keine andere Wahl, als auf der Suche nach ausreichender Rendite in der Bonitätskurve weiter unten zuzugreifen bzw. höhere Risiken einzugehen. Davon werden Unternehmensanleihen, aber auch Dividendentitel profitieren.

Quelle: Börsen-Zeitung

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