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Westfalen-Blatt: Forderung der Hohenzollern

Archivmeldung vom 15.07.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 15.07.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Es gibt nicht wenige Menschen, die dem Adel zutrauen, dass er sich souverän und charakterfest durch die Zeitläufte bewegt. Andere beargwöhnen eine soziale Schicht, die sich Privilegien anmaße, die ihr gar nicht zukommen. Und schließlich spekuliert manch einer auf einen Hauch von Dekadenz - anders ließe sich die Fülle an Adelsberichten in der Regenbogenpresse auch gar nicht erklären.

Und immer wenn ein Adliger mit Erbangelegenheiten Schlagzeilen macht, steht die Frage im Raum: Braucht der das? Hat der nicht schon genug Geld? Das scheint eine plausible Annahme zu sein, denn wer »Adel« sagt, denkt ja das »Schloss« automatisch mit. Zweifel aber sind angebracht. Kämpft der Nachbar um das elterliche Haus oder zieht man selbst wegen Papas Münzsammlung vor Gericht, stellt man das doch auch nicht unter Generalverdacht. Warum also sollte jemand auf ein mögliches Erbe verzichten, nur weil er zufällig Hohenzollernprinz ist? Trotzdem wird eben dies verlangt - was nur beweist, dass der abgeschaffte Adel in den Köpfen noch immer als gesellschaftliche Kategorie herumspukt.

Die Titel sind weg, die Vorurteile bleiben. Richtig ist, dass kein Hohenzoller dem Sozialstaat jemals auf der Tasche liegen wird. Richtig ist auch, dass mancher Besitz, Schlösser und Wälder zumal, oft mehr Kosten verursacht, als er einbringt. Wenn aber jetzt der Prinz von Preußen Gold und Silber zurückfordert, gilt das sicher nicht. Da würde man dem Ururenkel des letzten Kaisers ein wenig mehr Souveränität wünschen, denn dass sich die Museen leeren, weil er die schönen Exponate in London und New York zu verscherbeln gedenkt, kann der Prinz kaum wollen. Im Übrigen gilt: Der Rechtsstaat wird's schon richten.

Im Fall der Burg Rheinfels hat er das bewiesen. Wenn es jetzt um Schloss Cecilienhof geht, seit dem Potsdamer Abkommen 1945 ein Hotspot der Weltgeschichte, könnte es ähnlich laufen. Oder aber, das ist ja nicht verboten, die Richter urteilen, wir geben dir dein Schloss zurück, und du setzt zumindest wesentliche Trakte instand, damit sie öffentlich nutzbar werden, und dafür darfst du dann in einem Seitenflügel wohnen. In England geht so was ja auch. Am Ende relativiert sich manche Geschichte von ganz allein, ohne dass man sich erst künstlich aufregen müsste.

Quelle: Westfalen-Blatt (ots)

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