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Börsen-Zeitung: Grube muss Zähne zeigen

Archivmeldung vom 08.04.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 08.04.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Bei seinem ersten öffentlichen Auftritt zeigte Rüdiger Grube Zähne. Der designierte Bahn-Chef weigert sich, das von den Bahn-Gewerkschaften ausgearbeitete Memorandum, das den integrierten Konzern aus Schienennetz und Bahnbetrieb fixieren wollte, zu unterschreiben.

Trotz grundsätzlicher Einigkeit mit den Gewerkschaftszielen - "für mich gilt das gesprochene Wort". Er nehme das Memorandum "zur Kenntnis", stehe inhaltlich dazu und brauche deshalb keinen Vertrag.

Zugegeben, wenn ein neuer Bahn-Chef die Vorgaben des Eigentümers Bund bekräftigt, aber das gleich lautende Memorandum der Gewerkschaft nicht explizit absegnen will, zeigt er damit weniger Zähne als Milchzähnchen. Doch die Episode zeigt, wie die Dinge im größten Bundesunternehmen derzeit stehen. Ein zuständiger Minister, der nachträglich noch einmal betonen muss, er sei es gewesen, der den Namen Grube in die Runde bei Kanzlerin Angela Merkel geworfen habe. Gewerkschaften, die den Eindruck erwecken, sie bestimmten, wer an die Spitze des Staatskonzerns rücken darf, und deshalb den designierten Mann zum Rapport bestellen. Und das nur Tage nach dem Entzug des Vertrauens für Grubes Vorgänger - womit die Gewerkschaften Hartmut Mehdorn zum Rücktritt zwangen.

Diese Gewichtsverlagerung von der Eigentümer- zur Gewerkschaftsseite widerspricht nicht nur den Corporate-Governance-Grundsätzen. Sie ist auch für den neuen Bahn-Chef Grube brandgefährlich. Weil er erpressbar wird und zum Spielball der Arbeitnehmervertreter. Kein Zweifel, ein gutes Auskommen mit den Mitarbeitern und deren Gewerkschaftsvertretern ist ein Pfund, mit dem die Bahn wuchern kann - wenngleich der anhaltende Konflikt zwischen Mehrheits- und Spartengewerkschaft eher das Gegenteil vermuten lässt. Doch die Unternehmensziele werden nicht bei den Lokführern der GDL oder der großen Transnet erkoren, sondern beim Eigentümer und dem Vorstand. Wenn der Bund nun im Vorwahlkampf gelähmt ist, muss der neue Mann an der Spitze umso zielstrebiger agieren. Ein reines Weiter-so des Kurses seines "großen Vorbilds" Mehdorn wird angesichts massiv rückläufiger Auftragseingänge im Güterverkehr und wegbrechender Marktanteile im Regionalverkehr nicht reichen. Grube muss jetzt Zähne zeigen, nicht nur gegenüber den Gewerkschaften.

Quelle: Börsen-Zeitung (von Ulli Gericke)

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