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Leipziger Volkszeitung zu Tiefensee-Plänen

Archivmeldung vom 19.07.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 19.07.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Kennen Sie Bohmte? Wohl kaum, wenn Sie ein ganz gewöhnlicher Autofahrer sind. Haben Sie sich jedoch dem Kampf gegen den vermeintlich zu dichten Schilderwald entlang Deutschlands Straßen verschrieben, dürfte Ihnen die Kleinstadt in der Nähe von Osnabrück etwas sagen - als Paradies inSachen Verkehrszeichen. Denn das Zentrum des Ortes ist seit Mai frei von jeglichen Schildern; die Regelung der Vorfahrt etwa ist Autofahrern und Fußgängern selbst überlassen.

Davon freilich ist Bundesverkehrsminister WolfgangTiefensee (SPD) weit entfernt. 22 Zeichen sind es lediglich, die die Bundesregierung aus der Straßenverkehrsordnung nehmen will - der ADAC spricht von ungefähr 600 Schildern und Zeichen in Deutschland, vom Leitpfosten bis zum Grünen Pfeil. Und der Blick auf die Streich-Kandidaten gibt den Experten imVerkehrsministerium zunächst einmal Recht: Die blauen Richtzeichen wie etwa Autobahnhotel, Autobahnkiosk oder Autobahngasthaus sind mindestens bereits so lange entbehrlich wie die entsprechenden Einrichtungen aus der Mode sind. Und auch die Schilder zu Richtgeschwindigkeit, Fußgängerunterführung und dem Wanderer-Parkplatz braucht eigentlich niemand. Die Ordnung in Deutschland wird nicht augenblicklich ins Trudeln geraten, wenn an letzterem Haltepunkt künftig auch Fahrräder entladen oder nur Pinkelpausen eingelegt werden. Bei einigen Schildern jedoch liegt das Tiefensee-Ministerium falsch. "Entbehrlich oder irreführend" seien unter den geschätzt 20 Millionen Verkehrszeichen deutschlandweit jene, die ab 2009 abgebaut werden sollen. Auf Gefahren-Dreiecke wie etwa Schnee- oder Eisglätte, Split und Steinschlag trifft diese Begründung für das Lichten des Schilderwaldes jedenfalls in keinem Fall zu. Es sei denn, die Ministeriellen haben hellseherische Fähigkeiten - und wissen bereits jetzt, dass in Deutschland nie wieder Schnee fallen wird oder an Baustellen keine Steinchen mehr fliegen, weil der klamme Staat bald Bau und Sanierung des Straßennetzes einstellt. Momentan jedoch haben die zur Ausmusterung bestimmten Schilder weiter ihre Berechtigung: Woher beispielsweise soll ein Fremder sonst wissen, dass die Rechtskurve hinter einem niederbayerischen Weiler besonders schnell vereist? Oder wie überhaupt diesen Ort finden, wenn laut Tiefensees Plan auch innerörtliche Wegweiser-Schilder auf Recyclinghöfen landen sollen - nicht alle Autobesitzer haben ein Navigationsgerät im Armaturenbrett oder werden vom Chauffeur durchs Land gefahren. Wieso der Verkehrsminister gerade die nun vorgestellte Schilder-Auswahl eliminieren will und warum gerade jetzt, bleibt deshalb offen. Die Begründung aus der Hauptstadt erfüllt jedenfalls keinerlei objektiv nachprüfbare Kriterien. Eines sollte in der Debatte um den Bestand im Schilderwald allerdings nicht vergessen werden: Wenn sich subjektiv niemand an ein Schild hält, ist auch ein objektiv wichtiges Gefahrensymbol unnütz - und kann getrost in der Metall-Verwertung enden.

Quelle: Leipziger Volkszeitung (von Martin Wachtelborn)

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