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WAZ: Welche Rolle spielt der Ex-Kanzler? Schröders angebliche Rückkehr

Archivmeldung vom 15.09.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 15.09.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Alles Schröder, oder was? Glaubt man dem "Spiegel", dann steht so eine Art Comeback des Altkanzlers, nun ja: zu erwarten, zu hoffen, zu befürchten? Mit genau dieser Unbestimmtheit fängt die Sache schon an: Schröder - gut oder schlecht für die SPD?

Der Schröder von 1998, der Kohl nach 16 Jahren aus dem Amt schröderte, war gut für die SPD. Der Erfinder der "neuen Mitte", der glaubwürdig einen wirtschaftsfreundlichen Leistungsgedanken mit sozialer Verantwortung verband, hat der SPD genutzt. Sie hatte eine Idee, und die war vor zehn Jahren sicher zeitgemäßer als Kohls Keine-Experimente-Angebot.

Der Agenda-Schröder der Nach-Jahrtausendwende, der Anti-Amerika-Schröder, der Gazprom- und Putin-Freund, er legte der SPD mehr Negatives als Positives auf die Waage. Und genau darum wird der Kanzlerkandidat Steinmeier auch auf Abgrenzung zu seinem einstigen Chef setzen. Ein paar Wahlkampfauftritte des Rummelboxers aus Niedersachsen, den einen oder anderen Rat in Macht- und Intrigenfragen - damit wird es getan sein. Steinmeier wird alles daran setzen, sein eigenes, von Schröder unabhängiges Profil zu entwickeln.

Und auch der neue Parteivorsitzende weiß, mehr Schröder, das bedeutet zugleich: mehr Lafontaine. Würde die SPD wieder so demonstrativ wie unter ihrem Ex-Kanzler, dem Genossen der Bosse, auf liberal setzen, Oskar Lafontaine könnte seinen Raubzug beinahe ungehindert fortsetzen.

So sehr, wie die Union fürchtet, wird sich die SPD wohl kaum in die politische Mitte zurückbewegen. Und dennoch ist eine wachsende Nervosität der Union allzu berechtigt. Müntefering kann Wahlkampf, und Steinmeier ist ein seriöser Kandidat, attraktiv für bürgerliche Schichten. Ein Duo, das die FDP umwerben kann, ohne allzuviel an Glaubwürdigkeit zu verlieren. Die ins Wochenende hinein platzierte Meldung von einer Absprache zwischen Merkel und Westerwelle über eine Jamaika-Koalition lässt sich denn auch als aktionistische Reaktion auf den Vorstoß von Müntefering und Steinmeier Richtung FDP lesen.

Aber das sind alles Spielchen. Über den Tag hinausgesehen bleiben auch der neu geführten SPD die alten Probleme: Kann sie sich von der populistischen Versprechens-Partei Lafontaines lösen? Bringt sie es fertig, ökonomische und soziale Kompetenz zu versöhnen? Immerhin hat sie jetzt die Chance, eine starke Alternative zu Merkel aufzubauen. Die Hilfe Gerhard Schröders haben Müntefering und Steinmeier gewiss nicht nötig. 

Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (von Ulrich Reitz)

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