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Börsen-Zeitung: Jahr der bitteren Wahrheiten

Archivmeldung vom 10.01.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 10.01.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Das Jahr 2009 wird ein Jahr der Wahrheiten werden. Denn in diesem Jahr wird sich die Weltwirtschaftskrise in all ihrer schaurigen Pracht entfalten. Vielen wird erst im Laufe des Jahres, wenn die schlechten Nachrichten immer mehr werden, klar werden, in welcher Situation die Finanzmärkte und die Weltwirtschaft wirklich sind.

Einen ersten Vorgeschmack auf das, was uns in den kommenden zwölf Monaten (und wohl noch darüber hinaus) erwartet, hat das noch junge Jahr bereits geliefert: Massenentlassungen bei Alcoa, eine Gewinnwarnung von Intel und der Antrag auf Gläubigerschutz von LyondellBasell in den USA - um nur drei zu nennen.

Diese Liste ist aber aus einem Grund interessant: Denn sie geht quer durch die Branchen: Schreckensmeldungen von einem Rohstoffunternehmen, von einer Computerfirma und sogar von einem Chemiekonzernen, als aus einer Branche, die als relativ gefeit gegen die Krise galt. Dies deutet schon an, wie umfassend die Krise ist, in die die Weltwirtschaft geschlittert ist. Und der Zeitpunkt, zu dem diese Meldung kamen, nämlich schon früh im Jahr, bestätigt diese These. Denn noch sind die Unternehmen - bilanztechnisch - weitestgehend mit dem letzten Quartal 2008 beschäftigt, und die Schreckensmeldungen beziehen sich auf gerade zurückliegendes und in einem etwas geringerem Maße mit dem Ausblick auf 2009.

Der nächste Paukenschlag

Der nächste Paukenschlag kam zum Ende der Woche aus Deutschland: Die Teilverstaatlichung der Commerzbank. Diese Nachricht hat zwei Seiten: Zum einen ist dies sicherlich der eher kritisch zu bewertenden Ansatz des Staates als Unternehmer. Zum anderen macht die Regierung mit der Übernahme von 25% plus 1 Aktie aber deutlich, dass sie fest vorhat, eines ihrer Versprechen zu halten: Nämlich dass kein systemrelevantes Bankhaus pleite gehen wird, der Finanzsektor ist sicher. Und damit deuten diese ausgewählten Punkte zusammengenommen einmal mehr daraufhin, dass die Finanzkrise nun bei den Unternehmen einschlägt - was übrigens auch die Entwicklung der Creditspreads zeigt: Hier entwickeln sich derzeit die Finanzwerte deutlich besser als ihre Pendants aus dem Unternehmenssegment.

Der Beginn des krisenhaften Jahres 2009 ist gemacht, nun geht es in die Vollen: Denn in der neuen Handelswoche wird eine der meist beobachteten Nachrichten bereits am Montag erneut von Alcoa kommen: Der Aluminiumriese eröffnet traditionell die Bilanzsaison. Im Wochenverlauf folgen in den USA und Europa dann Metro mit einem Trading Statement 2008, Carrefour mit dem Jahresumsatz sowie Intel und Rio Tinto mit den Ergebnissen zum vierten Quartal. An diesen Zahlen werden sich dann die Bremsspuren der Weltkonjunktur zeigen, einige Analysten werden überrascht sein und noch mehr Anleger bestürzt.

Wer wird Millionär?

Doch selbst wenn die Konzerne vorerst noch einmal überraschenderweise "positiv überraschen" können sollten, für eines werden die Unternehmensdaten in Kooperation mit Konjunkturdaten wie dem Philadelphia-Fed-Index, dem Michigan-Verbrauchervertrauen oder den EWU-Verbraucherpreisen, garniert mit der Zinssitzung der Europäischen Zentralbank sorgen: Nämlich dafür, dass die Unsicherheit steigt. Deshalb wird das Geschehen an den Finanzmärkten volatil bleiben - egal ob bei Aktien, Währungen, Rohstoffen oder Kreditderivaten.

Aber zumindest werden die Ausschläge weniger erratisch sein als noch im zurückliegenden Jahr. Bis wann diese Phase dauert? Wer diese Frage beantworten kann, wird Millionär. Und da das nur die wenigsten sein werden, werden sich viele Leute auf den vermeintlich einzigen noch bleibenden sicheren Hafen berufen, den der Finanzmarkt kennt: Und dies ist Gold, vor allem auch deshalb, weil der Dollar mehr und mehr diese Rolle zu verlieren scheint. Nicht umsonst haben Analysten und Anlageexperten wie etwa Jens Ehrhardt das Jahr des Goldes ausgerufen: Denn anders als andere Rohstoffe, die ihren Wert aus einer Knappheit herleiten und deshalb ebenfalls stark unter der Rezession zu leiden haben, ist Gold vor allem eine Alternativwährung, die bei Anlegern ausnehmend beliebt ist. Und dies wird 2009, im unruhigen Jahr der bitteren Wahrheiten, noch lange so bleiben.

Quelle: Börsen-Zeitung (von Frank Bremser)

 

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