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Börsen-Zeitung: Der Name des Niedergangs

Archivmeldung vom 22.05.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 22.05.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Es gibt auch ein Argument für Paul Achleitner. Der Niedergang der Deutschen Bank, etwa gemessen am Aktienkurs, begann nicht erst am 31. Mai 2012, als der ehemalige Goldman-Sachs- und Allianz-Manager den Aufsichtsratsvorsitz übernahm. Aber es fehlt nicht mehr viel, dann sind von den damaligen 24,76 Euro noch mal drei Viertel perdu.

Okay, man kommt von 92,06 Euro, erreicht im Mai 2007. Doch seit 2012 gilt: Schlimmer geht immer. Und das Desaster in dieser Zeit hat nun mal einen Namen: Achleitner. "Der Aufsichtsrat der Deutsche Bank AG bestellt, überwacht und berät den Vorstand und ist in Entscheidungen, die von grundlegender Bedeutung für die Bank sind, unmittelbar eingebunden." So definiert das Institut die Rolle des Kontrollorgans bei der Unternehmensführung. Von den sieben Vorstandsmitgliedern aus Achleitners Startformation mit den Co-Chefs Jürgen Fitschen und Anshu Jain ist nur noch einer dabei: Chief Risk Officer Stuart Lewis. Ansonsten hat der Österreicher munter durchgewechselt, auch an der Spitze, und das Publikum sollte glauben, jeweils Zeuge eines strukturierten Prozesses zu sein, in dem Achleitner alles unter Kontrolle hatte.

Auf das Duo Fitschen/Jain folgte das Gespann John Cryan/Fitschen, dann Cryan allein, dann Christian Sewing. Was blieb, war die Vernichtung von Aktionärsvermögen; wer blieb, war Achleitner. Die Kausalität ist kaum nachweisbar. Aber kann es sein, dass es für den nicht selten wie ein Übervorstandschef auftretenden Aufsichtratsvorsitzenden einfach dumm gelaufen ist? Dass die juristischen Altlasten aus der Zeit vor 2012 schuld sind? Die Märkte? Oder fremde Mächte, inklusive der Medien? Nur nicht das eigene Versagen?

Diese Fragen stellen sich auch Stimmrechtsberater und, Agenturberichten zufolge, nun zunehmend sogar Großaktionäre der Bank wie die chinesische HNA, die Anlagevehikel der katarischen Herrscherfamilie und Cerberus. Angeblich wollen sie Achleitner vorzeitig loswerden. Was man gut verstehen kann. Nach sieben Jahren ohne belastbare Anzeichen für einen nachhaltigen Turnaround hat man genug Rechtfertigungsreden gehört und will Konsequenzen sehen.

Dazu wird es an dieser Stelle nicht kommen. Das Maximum ist die Nichtentlastung. Den Machtkampf auf offener Bühne, eine Abwahl, scheuen diese Investoren, das ist noch) nicht ihr Stil. Ob Achleitner von sich aus geht? Der Mann ist so was von sich überzeugt, von Selbstkritik und Demut derart unbeleckt: Das sitzt er aus. Bis 2022. Wenn bis dahin auf den Niedergang noch nicht der Untergang gefolgt ist.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots)  von Bernd Wittkowski

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