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Börsen-Zeitung: Tui in Nöten

Archivmeldung vom 10.01.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 10.01.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Wer in diesen Zeiten der Kreditkrise bei den Banken auf der Matte steht, hat einfach schlechte Karten. Natürlich sind Fälligkeiten nie so planbar, dass immer ein freundliches Kapitalmarktumfeld herrscht, wenn die Verlängerung ansteht. Aber mit etwas Vorsorge und Umsicht lassen sich die Phasen vermeiden, in denen die Banker absolut schlecht gelaunt die Türen fest zuhalten.

Dass jetzt Tui trotz des lausigen Umfelds mit einem Liquiditätsbedarf von einer halben Milliarde aufschlägt, lässt nichts Gutes erahnen. Die Finanz-Drainage hält bei diesem in der Schifffahrt und im Touristik tätigen Konzern seit Jahren an. Der Hannoveraner Konzern wird gegenwärtig mit 4,2 Mrd. Euro bewertet und ist mit sieben Anleihen mit einem Emissionsvolumen von 3,4 Mrd. Euro unterwegs. Das ist eine Verschuldung an der Unterkante Oberlippe. Die Ratings sind mit "BB-" (S&P) bzw. "B1" (Moody's) entsprechend grottenschlecht. Und schlimmer: Beide Agenturen haben den Ausblick auf negativ gesetzt.

Was also tun, wenn sich der Augenkontakt mit dem chronisch klammen Bittsteller Tui in den Banketagen nicht vermeiden lässt? Noch ein innovatives Finanzierungskonzept auflegen, wo den außerbilanziellen Zweckgesellschaften doch gerade reihenweise die Luft ausgeht?

Vor diesem Hintergrund muss die jetzt gefundene Finanzierungskonstruktion mit der Deutschen Bank eingeordnet werden, die durch einen Verkauf eines Aktienpakets von 9,1% an der eigenständig notierten Tui Travel plc besichert ist. Dass Tui die Eintütung "Umtauschanleihe" vorzieht, ist nachvollziehbar, denn die "Rückkaufsoption" dient primär der Gesichtswahrung des Tui-Managements und der Aufrechterhaltung der Lebenslüge, dass das mit der Zweibranchenaufstellung auch weiterhin seine Richtigkeit habe.

Die hat es nicht: Die juristische Mehrheit an der Touristiktochter ist weg. Und ob sie im Jahr 2013 bei der Fälligkeit der Finanzierung von einem Nachfolger des Konzernchefs Michael Frenzel zurückgekauft wird, steht in den Sternen. Es kann so sein, aber auch nicht.

Not macht erfinderisch, so auch hier. Mit diesem Deal hat sich Tui aber mächtige Spaltpilze eingefangen. Biologisch ist es ein Widerspruch, aber bei anhaltender Liquiditätsnot werden diese wachsen - und das Zweispartengebilde Tui ist ganz schnell zersetzt.

Quelle: Börsen-Zeitung (von Gottfried Mehner)

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