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LVZ: Der Klassik-Popularisierer

Archivmeldung vom 07.09.2007

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 07.09.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Luciano Pavarotti hat mehr Tonträger verkauft als jeder andere klassische Künstler. Gut doppelt so viele übrigens wie die beiden ja auch ziemlich erfolgreichen Kollegen von den Drei Tenören, Placido Domingo und José Carreras, zusammen.

Und so verliert die Musikwelt mit seinem Tod nicht nur einen Ausnahme-Tenor, der klassische Musikmarkt muss sich auch vom letzten uneingeschränkt funktionsfähigen Goldesel verabschieden. Vorher kann er sich immerhin noch einmal freuen über die Verkaufserfolge, die sich nach dem Ableben des Tenorissimo mit Wiederveröffentlichungen erzielen lassen. Was ist das Geheimnis dieses über vier Jahrzehnte anhaltenden Erfolgs? Puristen haben die Antwort schnell parat: Pavarotti kannte keine Grenzen, keine Hemmungen. Er hat Pop gesungen und Rock, hat sich mit Elton John auf die Bühne gestellt und mit Bryan Adams. Er hat Tenor-Arien im Trio geschmettert und sich nicht gekümmert um die Würde von Titeln, die nicht ins Greatest-Hits-Programm gehören, sondern ins große Ganze einer Oper.
Das ist alles wahr. Aber das haben andere auch getan. Auch bei ihnen hat sich ein ungutes Gefühl eingestellt - und der ganz große Erfolg ist ausgeblieben.
Der Grund ist leicht auszumachen: Sie sind nicht so gut wie Big P, der, sieht man von den Ausfallerscheinungen ganz am Ende ab, der Beste war. Und immer authentisch: Was er sang, sang er gern und gut. Egal ob Nessun dorma oder O sole mio, Stille Nacht oder New York, New York. Und weil unantastbare Qualität und Überzeugung selbst im Populären bei ihm untrennbar verbunden waren, hat er die ganze Welt erreicht.
So hat Luciano Pavarotti mehr für die klassische Musik getan als jeder andere. Indem er Nessun dorma zum Popsong machte, hat er nicht etwa Puccini beschädigt, sondern dessen letzte Oper Turandot gleichfalls massenkompatibel gemacht. Ohne Pavarotti hätte es ein Projekt wie "Turandot in der Verbotenen Stadt", von vielen Millionen in aller Welt am Fernsehen verfolgt, nie gegeben. Und viele werden danach den Weg in ein richtiges Opernhaus gefunden haben, infiziert von der Oper, der künstlichsten und dennoch wahrhaftigsten Kunstgattung der westlichen Welt.
Es war sein Glück und unseres, dass Pavarottis Glanzzeit in die der Schallplatte fiel, technisch und wirtschaftlich. So ist, im Gegensatz zu den Vorgänger-Generationen, zu Caruso und Gigli, auch zu Di Stefano und selbst Del Monaco, sein Vermächtnis in aufwendig gemachten und exzellent klingenden Studio-Produktionen überliefert. Dies ist gleichzeitig das Pech aller nachfolgenden Tenöre: Wer eine lyrische hohe Partie aus seinen Fächern, von Belcanto bis Verismo, von Donizetti über Verdi bis Puccini, auf Schallplatte oder CD zuhause stehen hat, braucht keine andere. Und wer eine sucht, nimmt noch immer lieber Pavarotti.
Vielleicht ist all dies, ist der sicher wie das Amen in der Kirche nun einsetzende Gedenk-Hype erst durchgestanden, für die Klassik-Industrie endlich Anlass zur Neuorientierung: Wenn die immer gleichen Werke nur mit anderen Interpreten nicht mehr absetzbar sind, könnte man ja mal einen Blick auf andere Werke werfen. Auf vergessene, vielleicht sogar auf neue. Dann hat auch der Nachwuchs wieder eine Chance, weil er sich nicht messen lassen muss am einstweilen unerreichbar Besten.

Quelle: Pressemitteilung Leipziger Volkszeitung

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