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WAZ: Noch mehr US-Soldaten in den Irak: Die Niederlage hinausgezögert - Kommentar von Markus Günther

Archivmeldung vom 12.01.2007

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 12.01.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Jens Brehl

Glaubt der amerikanische Präsident tatsächlich, dass man mit 20 000 zusätzlichen Soldaten das Blatt im Irak wenden kann? Meinen die Strategen im Weißen Haus wirklich, dass aus dem Irak demnächst doch noch ein friedliches demokratisches Land wird und die amerikanischen Truppen - von dankbaren Irakern freundlich verabschiedet - bald abziehen können?

Nein, derlei naiven Optimismus, wie er für die Anfangsphase dieses Krieges kennzeichnend und verhängnisvoll war, verbreiten nicht einmal Bush und die Seinen. Im Gegenteil, selbst im Weißen Haus ist man skeptisch, ob das alles noch Sinn hat, und Bushs Lagebeschreibung war so nüchtern und realistisch wie nie zuvor.

Aber warum dann überhaupt eine Fortsetzung dieses Krieges, warum die Entsendung neuer Truppen? Weil die Alternativen - so jedenfalls die Argumentation der US-Regierung - noch viel schlechter sind und man es auf einen letzten, nicht allzu chancenreichen, aber auch nicht völlig aussichtslosen Kraftakt ankommen lassen muss.

Richtig an dieser Argumentation ist, dass es im Irak keine attraktiven Optionen mehr gibt. Ein sofortiger Truppenabzug? Aus dem längst begonnenen Bruder- und Bürgerkrieg im Irak würde dann ein uferloser regionaler Krieg, vermutlich mit iranischer und saudi-arabischer, womöglich auch türkischer Beteiligung. Es ist ein geopolitisches Horror-Szenario, das in niemandes Interesse sein kann. Auch ein fester Termin für den Abzug - in drei, sechs oder zwölf Monaten - läuft etwa auf dasselbe hinaus: Es ist das Eingeständnis der totalen Niederlage, und es ist die Bereitschaft, den Irak und die ganze Region mit einem durch die USA begonnenen und forthin nicht mehr kontrollierbaren Konflikt im Stich zu lassen.

Ein letzter Kraftakt, ein gewaltiger Befreiungsschlag, die Entsendung neuer Truppen mit der Begründung, das Opfer der schon Gefallenen bleibe sonst sinnlos - die Geschichte ist voll von Beispielen, wie auf diese Weise Niederlagen hinausgezögert und Kriege verlängert wurden. Der Vietnamkrieg in Sonderheit endete ebenso. Vieles spricht dafür, dass auch "der neue Weg vorwärts", wie Bush seine Irak-Strategie jetzt nennt, nur ein Umweg ins Unvermeidliche ist: Der Rückzug - mit all seinen verheerenden Folgen - ist noch einmal aufgeschoben. Doch die Zeitspanne, die bleibt, um die Dinge im Irak zu wenden, ist kurz. Wenn Bush nicht innerhalb weniger Monate Teilerfolge und eine strategische Wende vorweisen kann, wird der innenpolitische Druck für einen Rückzug so groß, dass sich selbst der Präsident wird beugen müssen.

Quelle: Pressemitteilung Westdeutsche Allgemeine Zeitung

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