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Westdeutsche Zeitung: Junge Arbeitslose

Archivmeldung vom 23.07.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.07.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die Wirklichkeit ist zerklüftet in diesem Krisenjahr. Einerseits verabschiedet der Bundestag eine Rentengarantie auch bei sinkenden Löhnen, andererseits verlieren hunderttausende junger Arbeitnehmer ihre ohnehin prekären Jobs.

Einerseits versorgt der Staat trudelnde Banken mit Milliarden, andererseits nimmt er in Kauf, dass die Jungen dies alles einmal bezahlen werden. Aber die Verlierer gehen nicht auf die Straße, protestieren nicht angesichts der Erkenntnis, dass es ihnen einmal schlechter gehen wird als ihren Eltern. Sie tun es nicht, weil sie keine Ideologien mehr haben, die sie zusammenschweißen. Weil sie nicht daran glauben, etwas verändern zu können. Weil Krisen Teil ihrer Realität sind. Der 11. September, das Platzen der Internet-Blase, die Klima-, Bildungs-, Globalisierungs- und Bankenkrise: Jene Verwerfungen haben die Jungen geprägt und erklären ihre Stressresistenz. Nein, niemand muss befürchten, die Jungen könnten einen Generationenkrieg anzetteln, denn Neid auf die Etablierten und Verteilungskämpfe sind ihnen fremd. An Tarif-Streiks des Öffentlichen Dienstes mit ihrer Trillerpfeifen-Romantik haben sie höchstens noch ein zoologisches Interesse, so, als handele es sich um das Stelldichein von Dinosauriern aus einem untergegangenen Zeitalter. Die neue deutsche Gelassenheit der Jungen erscheint zwar sympathisch, doch sie trägt dazu bei, dass diese Generation der Leisetreter, die einmal die Zukunft Deutschlands gestalten soll, zur Randgruppe wird. So ist sie aus dem Fokus der Volksparteien längst verschwunden. Man muss nicht gleich vom Methusalem-Komplott sprechen, aber wenn es um Wählerstimmen geht, umbuhlen Union und SPD lieber die wachsende Gruppe der Alten als die schrumpfende Gruppe der Jungen. Dass gerade die Sozialdemokratie das Phänomen eines prekär gewordenen Arbeitsmarktes nicht ins Zentrum ihrer Politik rückt, ist regelrecht grotesk. Sie könnte, würde sie sich konsequent der jungen Generation und ihrer unsicher gewordenen Realität öffnen, das eigene Identitätsvakuum überwinden und sich gegenüber den Parteien der etablierten Mitte profilieren. Aber damit die SPD auf diese Idee kommt, müssten die Jüngeren zunächst lauter sprechen.

Quelle: Westdeutsche Zeitung

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