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LVZ: Scheitern auf hohem Niveau

Archivmeldung vom 17.12.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 17.12.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Selten hat sich Sachsens Staatsregierung so schwer mit einem Rettungspaket getan wie im Falle von Qimonda. War es im Sommer 2005 für den Freistaat noch kein Problem, mal schnell 300 Millionen für die Landesbank aus der Portokasse zu zahlen, so zierte sich die Regierung bisher erheblich im Verhandlungspoker mit der Qimonda-Mutter Infineon.

Aus gutem Grund: Da ist zum einen die Wirrnis auf dem Weltmarkt. Selbst Spitzenanalysten fällt es derzeit schwer, eine tragfähige Prognose für die kommenden Monate abzugeben, und das gilt besonders für die extrem schnelllebige Chipindustrie. Vor allem aber ist es das Vorgehen von Infineon selbst, das Anlass zu Skepsis gibt. Dass der Konzern dem Freistaat einen Korb gibt und das mühsam gezimmerte 150-Millionen-Hilfsangebot ablehnt, demonstriert, wie angespannt die Lage wirklich ist. Was im Bereich der Chipindustrie derzeit passiert, ist Marktbereinigung auf Weltniveau. Da kann sich ein kleiner Freistaat schnell verheben - trotz gut gefüllter Kassen. Dabei war der Ansatz von Schwarz-Rot in Sachsen durchaus passabel. Ein Hilfsangebot als Darlehen hat den Vorteil, dass aus dem Chipwerk kein Staatsbetrieb à la VEB wird. Hier allerdings hat Sachsen die Rechnung ohne Infineon gemacht und sich verpokert. Denn bei jedem Deal gilt: Lehnt der Partner die Bedingungen ab, ist dieser geplatzt. Genau das ist nun die Lage. Der Wirtschaftskrimi um Qimonda geht in eine neue Runde und die Hoffnung, dass mit dem Rettungspaket tausende Arbeitsplätze im Spitzensegment gerettet wären, ist vorerst dahin. Dahinter aber steht knallhartes Kalkül: Wegen sinkender Preise tobt ein weltweiter Verdrängungswettbewerb, an dessen Ende einer der fünf großen Hersteller in die Knie gehen dürfte. Dass es Qimonda und nicht einen Konkurrenten in Fernost trifft, ist nach den letzten Stunden wieder wahrscheinlicher. Selbst wenn sich Sachsen und die Konzernmutter doch noch aufeinander zubewegen sollten, bleibt das Risiko für die Staatsregierung erheblich. Im kommenden Jahr sind Landtagswahlen, und vor allem die CDU muss sich der Frage stellen, warum - mal wieder - einer der Großen Soforthilfe erhält. Was bleibt, ist ein Blick in eine heikle Zukunft. Das Beispiel Qimonda zeigt, dass sich der Freistaat dringend von der latenten Monostruktur auf den Feldern Auto- und Chipindustrie verabschieden muss. Unabhängig davon aber hat Schwarz-Rot jetzt zumindest einen Vorteil: Es kann den schwarzen Peter an Infineon weiterreichen. Das ist zwar keine gute Lösung, im Wahljahr aber hilfreich.

Quelle: Leipziger Volkszeitung

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