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WAZ: Magath und der Bayern-Albtraum

Archivmeldung vom 26.04.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 26.04.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Angesichts der verbalen Scharmützel zwischen den Bayern und Schalke im Titelkampf geht die erste feststehende Sensation dieser Bundesliga-Saison (Herthas Abstieg ist rechnerisch noch nicht besiegelt!) beinahe unter: Der FC Schalke 04 hat sich für die Champions League qualifiziert.

Eine Leistung, die mit dem - unter ganz anderen finanziellen Voraussetzungen erreichten - Wolfsburger Meister-Coup von Felix Magath auf eine Stufe zu stellen ist. Zur Erinnerung: Nach überwiegender Experten-Einschätzung vor Saisonbeginn taugte der Schalker Kader allenfalls für eine Platzierung zwischen 6 und 8, Platz 5 galt - selbst durch die rosarote Brille königsblauer Fans betrachtet - als maximal zu erreichendes Ziel.

Die Art und Weise, wie Magath schon ausgebrannten bzw. vor der Ausmusterung stehenden Profis (Bordon, Kuranyi) wieder Beine gemacht und nebenbei etliche bis dato unbekannte Talente ins kalte Wasser geworfen hat (übrigens bevor er Kontakt mit dem Schwimm-Bundestrainer aufnahm), sucht ihresgleichen. Die Arbeit des Trainers ist erst richtig zu ermessen, vergleicht man, was etwa in Hamburg, Wolfsburg, Bremen oder Leverkusen mit weit stärker eingeschätztem Personal erreicht wurde.

Hinweise auf den enorm effektiven, allerdings wenig attraktiven Fußball der Schalker sind zwar richtig. Aber wenn sich jemand nicht darüber aufregen darf, dann Uli Hoeneß. Denn wäre immer die Mannschaft mit dem ansehnlichsten Fußball Meister geworden, der FC Bayern hätte wohl ein paar Titel weniger und Bremen, Hamburg oder Leverkusen den einen oder anderen mehr.

Insofern wäre es in der Tat eine Ironie des Schicksals, würden die Bayern ausgerechnet in einer Saison, in der sie unstrittig begeisternden Fußball geboten haben, am Ende von einer Mannschaft abgefangen, die sie mit ihren ureigensten Waffen - Disziplin, Cleverness, Dusel - geschlagen hätte. Mehr noch: von einem Trainer, der weiß, wann der Zeitpunkt zum Angriff gekommen ist. Nämlich dann, wenn er nichts mehr zu verlieren hat. Anders als die Bayern, für die die Aussicht, bester Vizemeister aller Zeiten zu werden, ein Albtraum ist.

Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung

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