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WAZ: Vorfahrt für die Show

Archivmeldung vom 27.07.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 27.07.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die berühmtesten Worte, die während einer Sportveranstaltung im Angesicht des Todes gesprochen wurden, stammen von Avery Brundage. "The Games must go on", hatte der IOC-Präsident 1972 auf der Trauerfeier für die Terror-Opfer von München erklärt.

Ob die Entscheidung richtig war, ist bis heute umstritten. Immerhin gab es einen gewichtigen Grund für die Fortsetzung der Spiele: nicht vor dem Terror zu kapitulieren. Tatsächlich blieben die Spiele seitdem von Anschlägen verschont.

Vor und nach München sind allerdings auch unzählige andere Sportereignisse, bei denen Tote oder Schwerverletzte zu beklagen waren, gnadenlos durchgezogen worden - nach dem zynischen Motto "Die Show muss weitergehen". Auf dem Hungaroring in Budapest war es nicht anders. Um die letzten zehn Minuten (!) des Qualifyings zu Ende zu bringen, mochten die Veranstalter nicht einmal abwarten, bis verlässliche Nachrichten über den Zustand des schwer verunglückten Felipe Massa bekannt wurden.

Das Vorgehen erinnert an den tödlichen Unfall in der Formel 1. vom 1. Mai 1994 auch dort wurde der Grand Prix von Imola fortgesetzt, obwohl es angesichts der Schreckensbilder keines ärztlichen Bulletins bedurfte, um zu ahnen, dass der Brasilianer Ayrton Senna mit dem Tode rang. Auch diesmal war wieder vom "Schock" die Rede, unter dem die Formel 1 stünde. War doch schlagartig das unverändert tödliche Risiko in der Vollgas-Branche deutlich geworden. Aber der Eindruck relativierte sich schnell, als Ex-Champion Niki Lauda die Fortsetzung des Qualifyings lakonisch so kommentierte: "Das war immer so, das ist für die Formel 1 ganz normal."

Das Schlimme ist: Lauda hat ja Recht. Mehr noch: Seine Bewertung gilt für den ganzen Hochleistungssport, der - zumal wenn Millionengewinne auf dem Spiel stehen - längst den Respekt vor dem Tod verloren hat.

Noch während Massa zur Notoperation ins Krankenhaus geflogen wurde, hatten sie an der Strecke übrigens schon wieder andere Sorgen: Die Zeitmessung war ausgefallen. Aber schon bald kam die Auflösung: Alonso auf Startplatz 1, Massa im Koma. 

Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung

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