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Mittelbayerische Zeitung zu Frauenquote in der Wirtschaft:

Archivmeldung vom 02.04.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 02.04.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Darf ich auch mal mit dem Bagger spielen?" Stellt ein Mädchen Jungs diese Fragen, dann sagen die Knirpse nicht "Aber gern, liebe Anna" und schieben die gelbe Monsterraupe rüber. Nein, sie sagen "Hau ab, mit dem spielen wir!" Eine ähnliche Erfahrung haben Ursula von der Leyen und Kristina Schröder gerade mit den deutschen Wirtschaftsbossen gemacht. Nur haben diese Jungs, weil die strenge EU bereits mit dem Finger droht, maulend versprechen müssen, die Mädchen irgendwann ein kleines bisschen mitspielen zu lassen.

Es wird höchste Zeit, dass die Erzieherin durchgreift. Seit Jahren führt Deutschland in der Frauen- und Familienpolitik eine geradezu lächerliche Debatte. Ob Elternzeit, Kinderbetreuung oder eben Quote: Wieder und wieder wird aus den im vergangenen Jahrhundert ausgehobenen Gräben auf die Gegenseite gefeuert, polemisiert, Kinder werden gegen Karriere ausgespielt, beruflich erfolgreiche Frauen als machtgierige, meist kinderlose Mannweiber verunglimpft. Am Ende steht die Frage: Frauen, wollt Ihr wirklich so sein? Doch fragen wir mal nicht weniger polemisch: Wollt Ihr so sein wie die zackige Bundesarbeitsministern, die einst gegen viele Widerstände das Elterngeld durchgeboxt hat, oder wie die brave Bundesfamilienministerin, die den DAX-Unternehmen artig - aber erfolglos - einen "Flexi-Quote" genannten, vorauseilenden Kompromiss unterbreitet hat? Es ist doch symptomatisch, wenn die unterschiedlichen Positionen der Politikerinnen als "Zickenkrieg" diffamiert werden. Von der Leyen und Schröder beweisen nur: Sind erst einmal mehrere Frauen an den Hebeln der Macht, dann zeigt sich, dass sie selbstverständlich nicht nur als Frauen, sondern als Persönlichkeiten mit durchaus divergierenden Ansichten handeln. Die deutsche Wirtschaft weiß längst, dass es ohne Frauen nicht mehr geht. Warum sonst versucht sie seit Jahren, Schülerinnen beim "Girls' Day" für technische Berufe zu erwärmen? Der Fachkräftemangel erreicht gerade den Mittelstand. Wie kann ein Unternehmen noch meinen, auf die teils besser qualifizierten Schul- und Hochschulabsolventinnen verzichten zu können? Um sie zu gewinnen, muss man jedoch mehr tun, als sie mal durchs Mikroskop schauen zu lassen. Warum sollte eine Frau einen Arbeitgeber wählen, der signalisiert, dass für sie die mittlere Führungsebene Endstation ist, dass sie die "gläserne Decke" nie durchstoßen wird? Nur Frauen an der Unternehmensspitze liefern den schlagenden Beweis, dass diese Durchlässigkeit gegeben ist. Erst wenn Frauen in den obersten Etagen ein alltäglicher Anblick sind, werden sich die alten Rollen- und Denkmuster allmählich aus den Köpfen verabschieden. Dass die Frau allein für die drei K's - Kinder, Küche, Kirche - zuständig war, ist ja noch gar nicht so lange her. Bis 1977 galt die gesetzliche Regelung, dass Frauen nur dann berechtigt sind, erwerbstätig zu sein, "soweit dies mit ihren Pflichten in Ehe und Familie vereinbar ist." Das ist passé, jetzt brauchen wir Menschen, die dafür sorgen, dass ein anspruchsvoller Job und eine Familie sich nicht gegenseitig ausschließen. Wer könnte das besser als Top-Managerinnen, die nicht nur Excel-Tabellen, sondern auch die Abholzeiten des Kindergartens im Kopf haben? Sie können viel dazu beitragen, dass Frauen in jeder Hinsicht - auch bei der Bezahlung - gleiche Chancen eingeräumt werden. Teilen - das fällt nicht nur Kindern schwer. Erst im Alter von sieben, acht Jahren entwickelt sich beim Menschen der Sinn für Gerechtigkeit. Er entsteht durch positive Vorbilder, Ermahnungen, auch durch Zwang. Seit zehn Jahren verspricht die deutsche Wirtschaft, Frauen an der Macht in den Unternehmen zu beteiligen. Geschehen ist nichts. Ohne Quote wird sich nichts bewegen. Die Wirtschaft tut gut daran, selbst initiativ zu werden. Die EU will nicht mehr lange zuschauen. Das Angebot der Freiwilligkeit gilt noch bis 2012. Danach drohen Strafen - und der Bagger ist weg.

Quelle: Mittelbayerische Zeitung

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