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Badische Neueste Nachrichten: Fiktiver Mittelweg

Archivmeldung vom 21.05.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 21.05.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Wieder einmal ist Gipfel, wieder einmal versinkt eine Metropole im Ausnahmezustand. Diesmal trifft es Chicago, die Stadt, aus der Barack Obama ins Oval Office zog. Allein die Raumschiffatmosphäre der weiträumig abgeriegelten Kongresshalle, menschenleere Straßen, Tausende von Polizisten - das alles lässt daran zweifeln, ob Nutzen und Aufwand eines solchen Spektakels noch im richtigen Verhältnis stehen. Die Nato berät über Afghanistan, über einen Abzug auf Raten. Er soll den Westen das Gesicht wahren lassen und zugleich verhindern, dass die Taliban die Macht in Kabul erneut an sich reißen.

Doch überschattet wird die Krise am Hindukusch von einer anderen, deren Brennpunkte in Athen, Madrid und Rom liegen. Es sind die Turbulenzen der Euro-Zone, die über den Haufen werfen oder zumindest an den Rand drücken, was sich die internationale Konferenzdiplomatie an Themen zurechtgelegt hat, sowohl bei der G-8-Runde in den Wäldern Camp Davids als auch bei der Nato-Tagung am Michigansee. Herausgekommen sind schwammige Papiere, gespickt mit salomonischen Formeln, aus denen jeder alles herauslesen kann. Man will das Wachstum ankurbeln, sparen will man aber auch, irgendwo auf dem goldenen, dem fiktiven Mittelweg. Den Passus, wonach Griechenland im Euro-Club bleiben, aber zugleich erfüllen soll, was es zugesagt hat, die einen lesen ihn als verhüllte Drohung, andere als solidarisches Bekenntnis. Und vor allem: Eine Weltwirtschaftsrunde, in der Schwergewichte wie China, Indien oder Brasilien fehlen, bleibt von vornherein ein Fragment. Es macht keinen Sinn mehr, am Anachronismus der G 8 festzuhalten, wenn sich mit den G 20 längst ein angemesseneres, ausgewogeneres Forum entwickelt hat. Man darf nicht vergessen, unter welchem innenpolitischen Druck die Versammelten stehen, auch das erklärt schließlich die Formelsprache der windelweichen Kompromisse. Ob Hollande, Obama oder Merkel: Alle spielen zunächst einmal vor der heimischen Galerie, die ihnen im Zweifelsfall wichtiger ist als die Kongresse der Globalisierung. Manches an Obamas Rhetorik lässt schon jetzt vermuten, wem er die Schuld in die Schuhe zu schieben gedenkt: Angela Merkel, der zögernden, zaudernden Deutschen.

Quelle: Badische Neueste Nachrichten (ots)

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