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Berliner Morgenpost: Klimawandel in Amerika

Archivmeldung vom 06.11.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 06.11.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Existiert eine globale emotionale Atmosphäre, dann hat sie sich heute verändert. Die klare Wahl Barack Obamas zum Präsidenten der USA bedeutet einen Klimawandel, dem auch Skeptiker sich nicht entziehen können. Mitten in einer internationalen Krise beflügelt der Sieg Obamas einen Moment weltweiter Zuversicht.

Der Globus ist erfasst vom "Yes we can"-Gefühl. Der coole Charismatiker gehört, vorerst, zu den Staatslenkern, für die sich sein Volk nicht entschuldigen muss. Sein Sieg bedeutet Erleichterung: Für die USA, wo sich viele für ihren Präsidenten Bush schämen, für die westliche Welt, wo sich mancher fremdschgeschämt hat. Die überwältigende Wahlbeteiligung hat zudem der Demokratie einen unschätzbaren Dienst erwiesen. Amerika zeigt der Welt: Der Bürger ist nicht ausgeliefert, sondern kann mit seiner Stimme wirken. Das Land hat sich radikal neu erfunden. Die Welt staunt. Der neue mächtigste Mann hat weniger mit einem politischen Programm gewonnen, sondern vielmehr mit neuem Stil: Er ist Anführer und Teamspieler zugleich. Obama hat die Kluft zu den Menschen geschlossen, er hat mit seiner Biografie den Mythos vom Land der unbegrenzten Möglichkeiten modern interpretiert und damit die Bürger eines neuen Amerikas mobilisiert, die weder John McCain noch Hillary Clinton erreicht hätte. Anders als sein Vorgänger, der nur in unvereinbaren Gegensätzen dachte, sein Amt wie ein Warlord führte und die Welt für seinen Clan auszubeuten gedachte, bedient Obama ein vielleicht naives, aber in vielen Menschen umso tiefer verwurzeltes Bedürfnis: Er steuert die Politik vom "Ich" zum "Wir". Seinem Schlachtruf "Change" folgte stets der Nachsatz: "I'm asking you to believe". Er bekannte: Ich allein kann gar nichts ändern. Ich brauche euch. Nur gemeinsam haben wir die Kraft. Der Neue wusste schon im Wahlkampf, dass er diese Rückversicherung brauchen würde. Wäre Barack Obama eine Aktie, müsste man sie heute verkaufen. Denn höher wird sein Kurs kaum steigen, größer werden die Fantasien nicht, die sich mit seinem Sieg verbinden. Er soll ein verletztes Land psychologisch, wirtschaftlich und sozial aufrichten, nebenbei die ganze Welt befrieden, dazu das CO2 verscheuchen, und zwar sofort. Das ist zu viel, selbst für einen Obama. Ab sofort beginnt für ihn die harte Zeit. Umgehend wird er Interessengruppen, Bevölkerungsteile, Nationen, Industrien verletzen müssen. Wie gut Obama wirklich ist, wird sich nicht in der romantischen Zeit des Wahlkampfes erweisen, sondern auf dem langen, steinigen Weg, der nun folgt.

Quelle: Berliner Morgenpost

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