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Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum Thema Sri Lanka

Archivmeldung vom 04.03.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 04.03.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Tiger sind Raubkatzen. Töten ist ihr Alltag. Doch wer nun vermutet, Tiger würden, wenn sie an der Reihe sind, darum leichter sterben als andere Tiere, der irrt. Oft schlagen die Könige des Dschungels, wenn sie schon ihrem eigenen Tod ins Auge sehen, noch ein Mal grausam zu.

In jedem Fall bleiben sie gefährlich. Geht es nach der sri-lankischen Regierung in Colombo, so hat die letzte Stunde der »Tamil Tigers« geschlagen. Das Territorium im Nordosten der Tropeninsel Ceylon, das die Rebellenbewegung der Liberation Tigers of Tamil Eelam (LTTE) während des mehr als 25-jährigen Bürgerkriegs aus ihrer Sicht »befreit« hat, ist inzwischen auf weniger als 80 Quadratkilometer geschrumpft. Ein Waffenstillstand, der dazu genutzt werden könnte, die dort eingeschlossenen 200 000 bis 250 000 Zivilisten in Sicherheit zu bringen, ist nicht in Sicht. Die Armee glaubt, die Befreiungstiger bereits endgültig am Boden zu haben und will den Vorteil nicht verspielen. Ein freier Abzug könnte dazu führen, dass sich Terroristen unter die Zivilbevölkerung mischen und ihren Kampf an anderer Stelle in anderer Weise weiterführen. So wird also weiter gekämpft - bis zum letzten Mann und Tiger. Die »Kollateralschäden« haben in den vergangenen Monaten schon tausende Zivilisten das Leben gekostet. Dass die Regierungstruppen sogar Kliniken unter Beschuss nahmen, rief zwar internationale Menschenrechtsgruppen auf den Plan. Deren Kritik hat aber nur dazu geführt, dass sie selbst Repressalien ausgesetzt wurden. In Colombo belagerten Anhänger der Regierung Mitte Februar das Büro des Roten Kreuzes und warfen Scheiben mit Steinen ein. Der Bürgerkrieg in Sri Lanka hat bisher mehr als 70 000 Todesopfer gefordert. Gemessen an der Zahl der Opfer hat sich die Weltöffentlichkeit kaum mit dem Konflikt beschäftigt. Nur Indien schickte 1987 als regionale Vormacht Truppen ins Land - eine Maßnahme, die Ministerpräsident Rajiv Gandhi 1991 bei einem Anschlag im Unionsstaat Tamil Nadu mit dem Leben bezahlt hat. Vermittlungsversuche der EU und vor allem Norwegens sind in diesem Jahrtausend daran gescheitert, dass die Regierung in Colombo den Tamilen insgesamt - und nicht nur den Befreiungstigern - jede Art von Autonomie verweigert. Diese Erfahrung machte zuletzt auch Oberst Karuna, der sich 2004 mit seinen Anhängern von der diktatorisch geführten LTTE abgespaltet hat. Noch aber sind die Befreiungstiger nicht geschlagen. Mit Kamikaze-Angriffen auf Colombo, bei denen zwei ihrer drei Flugzeuge zerstört wurden, haben sie sich gerade wieder in Erinnerung gebracht. Doch selbst wenn die Regierungstruppen siegen sollten, ist es bis zum Frieden noch ein weiter Weg. Präsident Mahinda Rajapakse hat es bisher nicht vermocht, auf die tamilische Minderheit zuzugehen. Sollte er die Macht in Sri Lanka weiter nur für Singhalesen reservieren, provoziert er geradezu neue Terrorakte. Die 250 Selbstmordattentate, für die die LTTE bisher verantwortlich ist, sprechen eine grausame, aber deutliche Sprache.

Quelle: Westfalen-Blatt

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