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Die Leipziger Volkszeitung zum hohen Spritpreis

Archivmeldung vom 10.05.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 10.05.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Alle Jahre wieder. Pünktlich zu Pfingsten ziehen die Spritpreise an. Im Schnitt um zwei bis drei Cent seit der Einführung des Euro. Feiertagszuschlag nennen das die Ökonomen. Weil sich zum langen Wochenende mit der Reiselust der Deutschen gutes Geld verdienen lässt.

So konnte jeder, der seine fünf Sinne zusammen hat, damit rechnen, dass das Superbenzin zum Wochenende die Marke von 1,50 Euro je Liter im Bundesdurchschnitt knackt. Deshalb haben die Automobil-Clubs auch schon seit Tagen zum Tanktourismus aufgerufen, um damit die bösen Buben der Mineralölindustrie durch eine sinkende Nachfrage abzustrafen. Dahinter steckt die Vermutung, die Konzerne hätten Preisabsprachen getroffen. Das ist aber zu kurz gesprungen. Bislang gibt es dafür keine Indizien, sonst wäre vermutlich schon das Bundeskartellamt eingeschritten. Vielmehr unterscheidet sich die Situation im Frühjahr 2008 grundlegend im Vergleich zu den vergangenen Jahren: Der Preis für das Barrel Rohöl ist regelrecht explodiert und hat sich innerhalb der vergangenen zwölf Monate fast verdoppelt. Und das Ende der Rallye ist offen. Die meisten Banken jedenfalls rechnen damit, dass das 159-Liter-Fass bald die 150-Dollar-Grenze überschreitet. Der Iran, immerhin das zweitgrößte Opec-Förderland, prognostiziert sogar kurzfristig einen Preis von 200 Dollar. Produktionsausfälle in Nigeria, der schwache Dollar-Kurs, Spekulationen auf dem freien Markt, ein verstärktes Interesse der Fondsgesellschaften und vor allem die anhaltend steigende Nachfrage in Südostasien treiben das schwarze Gold von einem Höchststand zum nächsten. Die Folge: Der Ölpreis wird zusehends zu einem weltweiten Wachstumskiller, den in Euro-Land inzwischen auch die starke Gemeinschaftswährung kaum mehr auffangen kann. Denn unter den hohen Kosten fürs Öl stöhnen inzwischen alle, nicht nur Pendler oder Urlauber. Quer Beet durch die deutsche Wirtschaft sind die Branchen betroffen - von der Logistik, über die Chemie bis hin zur Automobilindustrie und der Landwirtschaft. In einem Zweitrunden-Effekt werden dann noch die Produkte teurer, und das treibt erneut die Inflationsrate, die in den vergangenen Monaten schon wegen der Bindung des Gas- an den Ölpreis und der gestiegenen Lebesmittelpreise kräftig zulegte - ein Teufelskreis. Nun ist es müßig, unsinnigen Vorschlägen wie denen des saarländischen SPD-Vorsitzenden Heiko Maas nachzueifern, der den Spritpreis deckeln will. Solche Ideen sind in einer globalisierten, marktwirtschaftlichen Welt nicht umzusetzen. Doch bei allem Irrwitz steckt trotzdem ein Fünkchen Wahrheit hinter dem Maas-Vorstoß. Immerhin ist es der Staat, der mit der Mineralöl-, Öko- und Mehrwertsteuer zumindest an der Zapfsäule Verbraucher und Unternehmen am meisten schröpft und bei jeder Erhöhung kräftig mitverdient. Rund zwei Drittel des Benzinpreises schöpft Bundesfinanzminister Peer Steinbrück ab. Und schon deshalb ist es ungerecht, den Schwarzen Peter allein den Mineralölkonzernen in die Schuhe zu schieben. Auch die Einführung der Ökosteuer, mit der inzwischen die Renten finanziert werden, sowie die Erhöhung der Mehrwertsteuer tragen zum hohen Benzinpreis bei. Will heißen: Die Abgaben sind zu hoch.

Quelle: Leipziger Volkszeitung

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