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Börsen-Zeitung: Inflation das neue Problem

Archivmeldung vom 19.04.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 19.04.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Wie sich die Muster doch gleichen. Kaum legt die Citigroup ein neues, großes Milliarden-Abschreibungspaket samt einem Horror-Quartalsverlust von 5,1 Mrd. Dollar vor, schnellt ihr Kurs und mit ihm der gesamte Bankensektor an der Börse nach oben. Nicht anders hat vor kurzem auch der Kurs der UBS reagiert, als das Schweizer Institut neue Abschreibungen in zweistelliger Milliardenhöhe publiziert hatte.

Der Markt honoriert, dass die Fakten auf den Tisch kommen. Mehr noch: Die Hoffnung gewinnt zunehmend an Boden, dass die Abarbeitung des Wertberichtigungsbedarfs der Branche weitgehend abgeschlossen ist und somit auch das Ende der Krise naht.

An den Credit-Märkten drückt sich das in deutlich gesunkenen Spreads aus. Damit korrespondieren am Aktienmarkt kräftige Kurssteigerungen, wodurch auch die Hoffnung genährt wird, dass der Dax die Bodenbildung um 6500 schafft, um dann im weiteren Jahresverlauf deutlicher zuzulegen.

Die Kurse bzw. die sich darin ausdrückende Stimmungslage der Marktakteure legen damit einmal mehr die schon seit Monaten zu beobachtende hohe Volatilität an den Tag. Noch vor kurzem hat der Quartalsbericht der General Electric eine ganz andere Wirkung entfaltet bzw. die Börsen weltweit kräftig unter Druck gesetzt. Während die Berichte der Bankenbranche und das z.B. bei der Hypo Real Estate demonstrierte Kaufinteresse von Großinvestoren als Signal für ein bevorstehendes Ende der Malaise interpretiert werden, geht von General Electric aus Sicht des Marktes das Signal aus, dass die Nicht-Finanzsektoren die Folgen der Krise nun stärker zu spüren bekommen. Tatsächlich haben zuletzt einzelne Industrieunternehmen negative Akzente gesetzt, darunter Philips und insbesondere Nokia.

Trotz der vielversprechenden Signale einer Bodenbildung müssen sich die Anleger auf anhaltend starke Schwankungen und Kursrückschläge einstellen. Denn abgesehen davon, dass ein Teil der Kursgewinne vom Wochenschluss auf die erheblichen Short-Positionen gerade im Finanzsektor zurückzuführen ist, die eingedeckt werden mussten, wird die Berichtssaison in den kommenden Wochen noch reichlich Gelegenheiten für Irritationen bieten. Der Kalender der nächsten Tage ist jedenfalls prall gefüllt. Im Finanzsektor werden sich u.a. noch Bank of America (Montag) und Credit Suisse (Donnerstag) dem Markt mit Zahlen stellen. Außerdem rückt jetzt verstärkt der Pharma-Sektor in den Fokus, u.a. mit Merck&Co sowie Novartis am Montag, Glaxosmithkline und der Darmstädter Merck am Mittwoch sowie AstraZeneca und Bristol-Myers Squibb am Donnerstag. Unter den Dax-Gesellschaften melden sich darüber hinaus noch Infineon (Mittwoch), Bayer und BASF (Donnerstag) sowie Lufthansa (Freitag) zu Wort. Nicht zu vergessen die prominenten US-Technologienamen Apple (Mittwoch) sowie Microsoft (Donnerstag).

Außerdem werden die Marktakteure weiterhin die Konjunkturdaten und dabei insbesondere den US-Immobilienmarkt im Auge behalten müssen. Noch ist die Talfahrt der Häuserpreise nicht gestoppt. Wie stark sich die Konjunktur in den Staaten abkühlen wird und die Erwartungen an die Unternehmensgewinne zurückgenommen werden müssen, wird sich erst mittelfristig herausstellen. Es ist keineswegs ausgemacht, dass der Abschwung in der zweiten Jahreshälfte enden wird.

Zudem erweisen sich die haussierenden Rohstoffpreise zunehmend als Risiko. Vom Zusammenbruch des Immobilienmarktes bereits kräftig gebeutelt, muss der US-Konsument auch noch deutlich gestiegene Energiepreise verkraften. Vor allem aber zeichnet sich die Gefahr ab, dass die Märkte nach Subprime nun mit der Inflation ein neues, großes Problem bekommen. In Euroland kann das Thema Zinssenkung bei einer auf 3,6% gestiegenen Jahresteuerungsrate getrost bis auf weiteres ad acta gelegt werden. Im Gegenteil: Die vom Bundesbankpräsidenten Axel Weber geäußerte Befürchtung, dass die Jahresinflation Eurolands noch lange oberhalb von 3% verharren könnte, deutet sogar auf eine Zinserhöhung hin.

Quelle: Börsen-Zeitung (von Christopher Kalbhenn)


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