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Westdeutsche Zeitung: Die Wehrpflicht hat ausgedient

Archivmeldung vom 03.01.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 03.01.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Nach mehr als fünf Jahrzehnten werden heute zum letzten Mal Wehrpflichtige zum Bund eingezogen. Wer zu Hause bleibt, muss nicht mal mehr mit Sanktionen rechnen. Die Wehrpflicht wurde zum Auslaufmodell; bereits zum 1. März werden nur noch Freiwillige eingestellt. Millionen junger Männer haben seit 1957 ihrem Land Zeit opfern müssen. Anfangs 12 Monate, nach dem Mauerbau sogar 18 Monate, danach 15, 12, zehn, neun und zuletzt nur noch sechs Monate.

Am Beginn stand der Kalte Krieg. Der Bundes-Wehrpflichtige war in alter preußischer Tradition "geborener Verteidiger seines Landes" und als "Staatsbürger in Uniform" ein vitales Bindeglied zwischen Militär und Zivilgesellschaft - ein gelungenes Konzept. Mit der Wahlfreiheit zum Zivildienst sank die Zahl derer, die den Dienst bei der Bundeswehr wählten. Gleichzeitig wurden die Zivis zum unentbehrlichen Bestandteil des sozialen Netzes. Nach dem Fall des Eisernen Vorhanges blieb die Wehrgerechtigkeit ganz auf der Strecke. Die Bundeswehr schrumpfte, es gab keine Nachbarn mehr, gegen die sich Deutschland schützen musste. In internationale Einsätze gingen nur Freiwillige. So waren es am Ende noch 12 Prozent eines Jahrgangs, die tatsächlich Uniform anzogen. Beklagt wurde das schon lange. Minister Guttenberg packte als erster Verantwortlicher das heiße Eisen an. Der finanziellen Not gehorchend. Die neue Bundeswehr muss ihre Rolle noch finden. Wird sie in der Lage sein, schnell mit Mann und Gerät auszuhelfen, wenn bei einer Hochwasser-Katastrophe jede Hand gebraucht wird? Wird sie rechtzeitig die politische Legitimation erhalten, unser Land im Innern zu verteidigen, wenn Terror durch islamistische Fanatiker droht? Welche Qualität wird eine Reserve haben, deren freiwillig angeworbene Soldaten nach drei, vier Monaten Grundausbildung nicht mehr zu regelmäßigen Übungen herangezogen werden? Und auch wenn dies keine ureigene Aufgabe der Bundeswehr war: Wie werden in Zukunft die sozialen Dienste ihre Aufgaben erfüllen können? Und was geschieht in den Landstrichen, in denen keine Soldaten mehr für Arbeitsplätze und Kaufkraft sorgen? Die alte Bundeswehr hat sich bewährt. Die neue Bundeswehr muss sich noch bewähren.

Quelle: Westdeutsche Zeitung

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