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Kultur? Welche Kultur?

Archivmeldung vom 05.02.2021

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 05.02.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Anderthalb Jahre nach Start des Großumbaus der Deutschen Bank lässt sich sagen: Die Zahlen stimmen, die Strategie aber passt nicht so recht. Zwar liegt das Management auf Kurs, was die in Aussicht gestellten Kostenkürzungen angeht. Dank eines Booms im Investment Banking, entfallender Einmalbelastungen und nicht zuletzt eines günstigen Steuereffekts ist es ihr 2020 zudem gelungen, nach fünf Jahren das Ergebnis auch nach Minderheitsanteilen in den schwarzen Bereich zu drehen und zudem die Gewinnerwartung zu übertreffen.

Vertrauen darf den Anlegern überdies einflößen, dass sich die Risikovorsorge bislang exakt so entwickelt wie im Frühjahr angekündigt. Die Steuerung des Kreditrisikos war allerdings schon in weitaus schlechteren Zeiten nicht das größte Problem im Konzern. Im Februar 2021 liegt dieses vielmehr im Ergebnismix: Von der Positionierung als Unternehmerbank, die Konzernchef Christian Sewing Mitte 2019 mit dem Umbau ankündigte, ist nicht mehr viel zu sehen - das Investment Banking überragt alles.

Mit 3,17 Mrd. Euro fiel der Vorsteuergewinn dort 2020 mehr als dreimal so hoch aus wie der Gewinn in den drei operativen Sparten Unternehmensbank, Privatkundenbank und Assetmanagement zusammengerechnet. Was Wunder, dass das Management nun mit konkreten Zielvorgaben für den Ertragszuwachs in den kleineren Sparten versucht, die Entwicklung der Einnahmen auf ein breiteres Fundament zu stellen. Denn das Institut kann sich nicht darauf verlassen, dass es im Investment Banking pandemiebedingt weiter Brei regnen wird, zumal Erlöse im Kapitalmarktgeschäft als notorisch volatil gelten - auch deshalb hatte sich die Bank ja auf die Fahnen geschrieben, 70 Prozent ihres Ertrags in stabilen Geschäftsfeldern zu erzielen.

Dass die Pandemie die Investmentbank derart florieren lässt, während das Zinstief die übrigen Sparten lädiert, lässt sich dem Management kaum vorwerfen. Dennoch erscheint die Deutsche Bank damit erfolgreicher, als ihre Strategie tatsächlich ist. Wenn sich 2021 und 2022 das Umfeld im Handel und am Kapitalmarkt normalisiert, wird sich zeigen, ob diese Strategie auch ohne Sonderkonjunktur im Investment Banking taugt oder das Zinstief nicht doch Anpassungen erfordert. Fest steht: Jegliche Verschiebung zugunsten des Investment Banking würde die Refinanzierung verteuern und hätte auch Folgen für die viel beschworene Kultur im Haus. Nachdem die Investmentbanker 2020 Oberwasser be­kommen haben, droht schon in der nun anstehenden Bonusrunde eher Kulturkampf statt -wandel.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Bernd Neubacher

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