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Börsen-Zeitung: Mehr als nur Ausrutscher

Archivmeldung vom 16.02.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 16.02.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Nicht nur das Finanzministerium in Berlin macht sich Sorgen um den niedrigen Börsenwert von deutschen Banken. Auch die Banken selbst zweifeln, wie wettbewerbsfähig sie eigentlich noch sind. Seit Anfang 2018 haben die gelisteten europäischen Institute fast ein Viertel ihres Wertes verloren, gemessen am Stoxx 600 Bankenindex.

Und nach den dürftigen Zahlen großer europäischer Adressen im vierten Quartal und insbesondere einigen unerwarteten Ausrutschern im Bereich Investment Banking sind die Zweifel an einer baldigen Erholung nicht kleiner geworden. Vor einigen Wochen erklärte Jean Pierre Mustier, Vorstandschef von Unicredit, dass die US-Banken die Schlacht um das Investment Banking zumindest in der Beratung und Generierung von Neugeschäft gewonnen hätten, dank eines strukturell profitableren Heimatmarktes. Deshalb müssten sie sich auf Kredite an Privathaushalte und klein- und mittelgroße Unternehmen beschränken.

Die Zweifel am europäischen Investment Banking sind nicht grundlos. Im vierten Quartal waren die Erlöse in diesem Bereich auch wegen der gestiegenen Volatilität an den Märkten unter Druck gestanden. Kurskapriolen an den Märkten animieren Emittenten kaum, aktiv zu werden, und eine sinkende Risikoneigung dämpft Investitionen und Neuanlagen. Doch hat etwa die US-Großbank J.P. Morgan trotz dieses Dämpfers insgesamt ein Rekordergebnis im vierten Quartal vorgelegt.

In Europa sieht die Lage insgesamt weniger rosig aus, da die Profitabilität in den nichtzyklischen Segmenten geringer ist. Und allein im Handel haben BNP Paribas, Crédit Agricole, Natixis und Société Générale im Jahresvergleich im vierten Quartal 2,1 Mrd. Euro oder 37% weniger erlöst. Auch UBS verzeichnete im vierten Quartal einen Erlösrückgang um 13% im Handel, während es im Festverzinslichen-, Währungs- und Rohstoffgeschäft (FICC) immerhin mit den Erlösen um 14% nach oben ging. In den Zahlenwerken finden sich auch einige Überraschungen. So verbuchte Natixis 259 Mill. Euro Verlust auf Derivategeschäfte in Asien - darin enthalten auch entgangene Einnahmen. Dabei galt Natixis als besonders erfolgreich im koreanischen Markt für strukturierte Produkte. Die Liste an Innovationen, die Natixis in den koreanischen Markt gebracht habe, sei lang, urteilte Risk.net im August 2018. Wenige Monate später hat sich gezeigt, dass die Absicherungsgeschäfte auf komplex strukturierte Zertifikate - sogenannte Autocallables, die sich auf koreanische Aktien bezogen - wohl nicht so ausgestaltet waren, dass sie die Bank in jeder Marktlage ausreichend vor Risiken und Verlusten schützten.

Natixis ist mit den Problemen in außereuropäischen Märkten kein Einzelfall. BNP Paribas wies einen Verlust von 80 Mill. Euro auf Derivatgeschäfte im Zusammenhang mit dem US-Aktienmarkt aus. Société Générale und Deutsche Bank verbuchten schwache Ergebnisse im Bereich FICC. Credit Suisse schnitt quer durchs Band in den Bereichen FICC, Handel und Banking - also M&A und Beratung - schwach ab, besonders dürftig war das Ergebnis auch hier in Asien, was die Bank auf ein ungünstiges Handelsumfeld zurückführte. Deutlich unter Buchwert

Für viele Investoren sind Banktitel in Europa nach wie vor ein rotes Tuch. Zwar gibt es Anleger, welche die optisch niedrige Bewertung des Sektors für ansprechend halten. Laut Bloomberg beträgt das Kurs-Buchwert-Verhältnis 0,7 und das Kurs-Gewinn-Verhältnis gut 10. Das niedrige Kurs-Buchwert-Verhältnis haftet der Branche allerdings schon seit der Finanzkrise an. Es spiegelt die Zweifel, ob die Banken ihre Kapitaldecke bewahren können.

Dass nun die laufenden Renditen an den Anleihemärkten wieder im Sinkflug begriffen sind, lässt für die anämische Ergebnisentwicklung vieler europäischer Banken wenig Gutes erahnen. Mängel im Risikomanagement - wie das Beispiel von Natixis zeigt, das laut Beobachtern kein Einzelfall sein dürfte - wecken zudem Bedenken, dass die Institute ausreichend für ein schwieriges Marktumfeld vorgesorgt haben.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Dietegen Müller

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