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Börsen-Zeitung: Umwelt oder Profit

Archivmeldung vom 13.04.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 13.04.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Gewinnmaximierung oder Verbesserung des gesellschaftlichen und ökologischen Beitrags: Was ist für Anleger wichtiger? Zugespitzt lässt sich ein Richtungsstreit zwischen Investoren feststellen, der unter dem Modewort "Impact Investing" etwas stärker in den Blickpunkt der Finanzmärkte rückt.

Verfechter einer auf Gewinnmaximierung ausgerichteten Unternehmensstrategie werden darauf hinweisen, dass der Arbitrage-Gedanke ihnen zugutekommt, denn wenn der Unternehmenswert niedriger bleibt, weil weniger Gewinn erzielt wird, dürfte das Unternehmen eher zum Übernahmekandidaten werden. Andererseits ist es jedoch nicht mehr zeitgemäß, nicht monetär fassbare Folgen unternehmerischen Handelns an der Börse außer Acht zu lassen.

Fragen nach den Zuständen in Zulieferunternehmen, zu unerwünschten gesellschaftlichen Nebeneffekten im Betrieb oder durch Produkte werden unter institutionellen Investoren zunehmend diskutiert - nicht erst seit den "Fridays-for-Future"-Demonstrationen. So steigt die Zahl der ausdrücklich nur wegen ESG-Aspekten - ESG steht für Environment, Social and Governance - angebahnten Beratungsgesprächen von niedrigem Niveau aus, erklärte jüngst eine große Bank am Platz Frankfurt. ESG-Aspekte dürften insgesamt schätzungsweise aber höchstens in jedem zehnten Beratungsgespräch überhaupt ein Thema sein.

Oft wird darauf hingewiesen, dass die Kompetenz in solchen Fragen eher in Skandinavien, in der Schweiz und Frankreich verortet sei, aber auch im angelsächsischen Raum. Sinnbildlich sei dafür etwa der Sustainability Congress, der erstmals seit einer siebenjährigen Pause in Bonn wieder aufgelegt wird. Erstmals gab es dieses Format schon 2005 als Nischen-Event, hauptsächlich gesponsert von Schweizer Privatbanken, die hierzulande dann wegen anderer, wenig nachhaltiger Dinge in (negative) Schlagzeilen geraten sind.

Mit der nun regulatorisch gewünschten verstärkten Einbeziehung von Nachhaltigkeit in Anlageprozess und Beratung stellt sich auch verstärkt die Frage, in welche Unternehmen denn nach ESG-Kriterien investiert werden kann. Da die Realität von den gewünschten Zielsetzungen ein Stück entfernt ist, müssten als nächster konsequenter Schritt auf ESG-Aspekte bedachte Investoren mehr Einfluss auf das Management von Unternehmen nehmen. Die Zahl verwalteter Vermögen, die einen bestimmten "Einfluss" geltend machen wollen, ist in den vergangenen Jahren laut dem Global Impact Investing Network (GIIN) deutlich gestiegen, es handelt sich aber immer noch um eine Nische.

Einfluss nehmen institutionelle Anleger ja heute schon. Doch die Positionen sind sehr unterschiedlich gelagert - es gibt eine große institutionelle Diversität. Eine US-Diskussionspapier ("Investor Ideology") hat das Abstimmungsverhalten von 262 institutionellen Investoren bei Russell-3000-Unternehmen in den USA im Fiskaljahr 2012 untersucht. Dabei sind erhebliche ideologische Unterschiede zutage getreten, schreiben die Wissenschaftler um Patrick Bolton von der Columbia Business School. Die jeweiligen Investoren haben dabei systematisch ihre Präferenzen verfolgt. Große Stimmrechtsvertreter wie Institutional Shareholder Services (ISS) und Glass, Lewis & Co würden dabei von ihrem Abstimmungsverhalten dem einer Partei am nächsten kommen. ISS sei im Zentrum zu finden, eher links stehend von den meisten untersuchten institutionellen Investoren, während Glass Lewis sowie die Fondsriesen Vanguard und BlackRock als "Zentrum-rechts" beschrieben werden.

Die Autoren halten aber fest, es dürfte den Endanlegern wohl gar nicht bewusst sein, welche Positionen ihre Stimmrechtsvertreter abgeben. Eine Aussage darüber, ob das Abstimmungsverhalten auf Hauptversammlungen auch die ideologischen Präferenzen der Kundenbasis spiegele, sei nicht zu machen. Offen sei auch, inwieweit sich ideologische Unterschiede in der Portfoliozusammensetzung zeigen. Die Studie kommt aber zu dem Schluss, dass Vorschläge zur Verbesserung der Unternehmensführung oder sozialer Aspekte stärker von institutionellen Investoren, namentlich öffentlichen Pensionsfonds, unterstützt würden als von einem breiteren, nicht-institutionellen Aktionärskreis. Interessant sei, dass BlackRock und Vanguard eher rechts von ISS und Glass Lewis einzuordnen seien, was nahelege, dass beide Assetmanager weniger beunruhigt über Umwelt- und Sozialfragen seien. Dafür würden sie in Fragen der Profitabilität und Steuergestaltung eher managementdisziplinierend auftreten.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Dietegen Müller

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