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Geldpolitische Gräben, Kommentar zu Notenbanken von Mark Schrörs

Archivmeldung vom 17.12.2021

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 17.12.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die US-Notenbank Fed und die Bank of England setzen Zeichen gegen die hartnäckig hohe Inflation. Die Fed will ihre billionenschweren Anleihekäufe nun schneller beenden als zuvor avisiert und steuert 2022 auf drei Zinserhöhungen zu. Die Bank of England hat derweil bereits am Donnerstag ihren Leitzins überraschend angehoben. Vor allem im Fall der Fed war ein solches Zeichen überfällig. Die Europäische Zentralbank (EZB) hält dagegen recht unbeirrt am Mantra eines temporären Inflationsanstiegs und an einer ultralockeren Geldpolitik fest. Sie wirkt damit zunehmend "behind the curve".

Die Fed hat dem Inflationsgeschehen in den USA viel zu lange tatenlos zugeschaut und muss nun eine Kehrtwende hinlegen, um nicht die Kontrolle zu verlieren. Es ist ja nicht nur so, dass die US-Verbraucherpreisinflation auf 6,8 % hochgeschnellt ist. Viel bedenklicher ist, dass sektorübergreifend Zweitrundeneffekte sichtbar werden. Zugleich steht die US-Wirtschaft solide da - trotz der Unsicherheit über die Coronavariante Omikron. Wie stark die Fed tatsächlich an der Zinsschraube drehen muss, wird sich 2022 zeigen. Zur ganzen Wahrheit gehört schließlich, dass bei den jetzt von der Fed prognostizierten Zinserhöhungen und Inflationsraten der reale Zins bis 2023 negativ bliebe.

Dass die Bank of England bereits jetzt ihren Zins erhöht hat, hat viele überrascht. Das spricht nicht für das Kommunikationsgeschick der britischen Währungshüter. Angesichts der Ausbreitung von Omikron auf der Insel und Brexit-Spätfolgen wäre es zudem denkbar gewesen, dass sie noch abwarten. Bei 5,1 % Inflation und rasant steigenden Inflationserwartungen ist der Schritt jetzt aber sinnvoll. Es geht längst auch um Glaubwürdigkeit der Geldpolitik.

Die EZB dagegen agiert weiter übervorsichtig. Sie hat nun zwar das Ende des Corona-Notfallanleihekaufprogramms PEPP im März 2022 beschlossen und eine schrittweise Rückführung aller Käufe in Aussicht gestellt. De facto wird sie aber 2022 erneut Anleihen für mehrere hundert Milliarden Euro kaufen. Das Anleihekaufprogramm APP läuft sogar erst einmal unbefristet, und Zinserhöhungen scheinen für lange Zeit tabu. Nun ist das Inflationsproblem in Euroland sicher weniger eklatant als in den USA oder Großbritannien. Die Lagen unterscheiden sich aber auch nicht so fundamental, dass das derartige geldpolitische Gräben rechtfertigen würde. Die Verhältnismäßigkeit der EZB-Politik mutet immer fraglicher an. Und was langfristig noch gefährlicher ist: Der geldpolitische Notstandsmodus mit breiten Anleihekäufen und Null- und Negativzinsen droht so immer mehr zur Normalität zu werden.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots)

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