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Westdeutsche Zeitung: Gaza-Krieg

Archivmeldung vom 16.01.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 16.01.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Es gibt nicht nur asymmetrische Kriege. Es gibt in jedem Krieg auch asymmetrische Wahrnehmungen. Im Gaza-Krieg sind diese besonders ausgeprägt. So erregt der Beschuss des Hauptquartieres der UN mit drei Verletzten durch die israelische Armee eine größere Aufmerksamkeit als das tägliche Sterben Dutzender Menschen.

Immerhin nahm Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon den Fehlschuss zum Anlass, endlich einmal die Zahl der palästinensischen Opfer als "unerträglich" zu brandmarken. Ein weiteres Beispiel für eine verzerrte Wahrnehmung sind die Opfer auf israelischer Seite: So wird gern übersehen, dass die Zahl der getöteten Soldaten durch sogenanntes friendly fire der eigenen Streitkräfte bereits die Zahl der Opfer übersteigt, die bisher der Raketenbeschuss der Hamas in den israelischen Siedlungen gefordert hat. Diese Einäugigkeit leisten sich nicht nur die Krieg führenden Israelis, sondern auch die meisten Regierungen des Westens und viele Medien ebenso. Der Blick der Bundesregierung auf diesen Krieg scheint besonders verzerrt zu sein. Es war zwar ein unbestreitbarer Verdienst der Kanzlerin, das Existenzrecht Israels zu einem Teil der deutschen Staatsräson zu erklären. Diese Selbstverpflichtung aus der Geschichte zwingt Angela Merkel aber nicht, das unerträgliche Blutvergießen zu übersehen, das Israel im Gazastreifen anrichtet. Wer die Verantwortung für diesen Krieg ausschließlich bei der Hamas verortet, beraubt sich der Möglichkeit, im Gespräch mit den israelischen Partnern die Unverhältnismäßigkeit ihrer Kriegsführung zu kritisieren. Es gehört allerdings zu den Perversionen jedes Krieges, dass die Zahl der unschuldigen Opfer ohnehin kaum noch einen Einfluss darauf hat, wann das Töten ein Ende nimmt. Einem solchen Durchbruch steht ein verhängnisvolles Dilemma im Weg: Israel kann seinen Waffengang kaum mehr beenden, bevor die Hamas nicht die Raketenbefeuerung auf grenznahe Siedlungen einstellt. Nach der zynischen Logik der Hamas aber garantiert gerade die steigende Zahl der palästinensischen Opfer ihre weitere Stärkung im Vergleich zu den gemäßigten Kräften der Fatah. Gegen diese Aufrüstung des Hasses sind die militärischen Erfolge der Israelis marginal.

Quelle: Westdeutsche Zeitung (von Friedrich Roeingh)

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