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Türkische Gefängnisse - War Marcos’ Buchveröffentlichung ein Fehler?

Archivmeldung vom 02.12.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 02.12.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die Buchveröffentlichung von Marco W. über seine mehr als acht Monate lange Untersuchungshaft in einem türkischen Gefängnis hat in der deutschen und Teilen der türkischen Presse fast durchgängig Unverständnis oder sogar Ablehnung hervorgerufen.

„Weiss habe ein „hässliches Buch“ verfasst, kommentierte die Zeitung YENI SAFAK so berichtet die deutsche Zeitschrift WELT. YENI SAFAK verweise dabei auf die Vorankündigung des Buches, in der von Folter und Drogen im türkischen Gefängnis die Rede sei.

Auch in der deutschen Presse wird weitgehend die Meinung vertreten, dass die Buchveröffentlichung vom türkischen Gericht als der Versuch einer Einflussnahme auf ein schwebendes Verfahren sei. Die Einheitlichkeit der deutschen Kommentare muss überraschen. Warum wird nicht darauf eingegangen, dass auch jetzt im November 2008 das Verfahren immer noch nicht abgeschlossen ist? Erneut wurde der Prozess nach einer nur wenige Minute dauernden Verhandlung vertagt, diesmal auf April 2009.

Damit wird über dann im Jahre 2009 über einen Fall verhandelt werden, der zu diesem Zeitpunkt bereits zwei Jahre zurückliegt. Doch neue Erkenntnisse zu den Geschehnissen an Ostern 2007 wird es auch dann nicht geben können. Neue ärztliche Untersuchungen, die über Schuld oder Unschuld von Marco W. Auskunft geben könnten, sind allein aus medizinischen Gründen nicht möglich. Und ein weiteres Gutachten kann sich nur auf die Untersuchungsergebnisse abstützen, die kurz nach der Verhaftung gemacht worden sind.

Es sollte auch nicht vergessen werden, dass die englischen Eltern nichts dazu beigetragen haben, den Sachverhalt zeitnah und abschließend zu klären. Haben die deutschen Kommentatoren vergessen, dass das türkische Gericht monatelang auf entsprechende Vernehmung Protokolle aus England gewartet hat? Auch wenn man das in der Türkei nicht gerne hören mag: gemessen an europäischen Verhältnissen - und daran möchte sich die Türkei nach eigenem Bekunden ja immer orientieren - wäre bei dem bisherigen Ablauf des Gerichtsverfahrens in Antalya die Frage zu prüfen, und nicht der Tatbestand der Prozessverschleppung mittlerweile gegeben ist.

Man darf Marco getrost abnehmen, dass er auch heute noch unter den Ereignissen von Ostern 2007 und dem nicht abgeschlossenen Gerichtsverfahren leidet. Und das die Zustände in dem Gefängnis, das nicht zu den wenigen Vorzeige-Neubauten zählte, die den letzten ein bis zwei Jahren errichtet worden sind, auf Marco einen bleibenden „schlimmen“ Eindruck hinterlassen haben, kann jeder nachempfinden, der die Schilderungen anderer Untersuchungshäftlinge aus erster Hand kennt.

Warum will man also einem Betroffenen verwehren, seine Erlebnisse eventuell dadurch erfolgreich aufzuarbeiten, dass er sie aufschreibt und veröffentlicht? Den Mantel des Schweigens über Vorkommnisse und Verhältnisse zu legen, so wie es in der Türkei eine weit verbreitete Vorgehensweise ist, kann nur der befürworten, der die wahren Verhältnisse nicht kennt oder nicht sehen will!

Abschließend noch ein Wort zu der eingangs zitierten Kommentierung der türkischen Tageszeitung YENI SAFAK. Diese Zeitung wird von Experten als regierungsnah (und islamisch) eingestuft, was wohl den Inhalt des Kommentars verständlich macht. Die türkische Regierung mag eben keinerlei Berichte und Nachrichten, die sich kritisch mit türkischen Verhältnissen auseinander setzen.

Quelle: Kommentar von Aktuelle Türkei Rundschau

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