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Börsen-Zeitung: Öl gefährdet die Aktienrally

Archivmeldung vom 17.05.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 17.05.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Einmal mehr trifft die Autofahrer in diesen Tagen beim Blick auf die Preisschilder der Tankstellen der Schlag. Jetzt auch noch Diesel über 1,50 Euro pro Liter! Die Autofahrer sind derzeit Zeugen einer Blase am Öl- und Treibstoffmarkt.

Ob Angriffe auf Pipelines in Nigeria oder eine verstärkte Dieselnachfrage in China, weil das Erdbeben in der betroffenen Region die Stromversorgung hat zusammenbrechen lassen: Jede Meldung über Verknappung oder anziehende Nachfrage löst sofort neue Preisschübe aus.

Derzeit nimmt das Barrel am US-amerikanischen Terminmarkt die Schwelle von 130 Dollar ins Visier. Innerhalb nur eines Jahres hat sich der Preis damit mehr als verdoppelt. Die Rohstoffexperten in den Banken sind sich einig, dass dem Verbraucher noch Schlimmeres ins Haus steht. So hat Goldman Sachs kürzlich einen Anstieg des Ölpreises auf bis zu 200 Dollar prognostiziert. Am Freitag erhöhte die US-Investmentbank ihre Prognose für den durchschnittlichen Ölpreis des zweiten Halbjahres 2008 von 107 auf 141 Dollar, und für den kommenden Turnus sagte sie einen Durchschnittspreis von 148 Dollar voraus.

Vor diesem Hintergrund ist unschwer vorstellbar, dass sich unsere Autofahrer am Abend vor dem Fernseher noch einmal die Augen gerieben haben. Denn der deutsche Aktienmarkt ist trotz der Öl-Hausse weiter gestiegen. Der Dax hat sogar erstmals seit Mitte Januar wieder die Schwelle von 7200 Punkten erreicht. Das deutsche Blue-Chip-Barometer hat damit eine Performance gezeigt, von der die Marktteilnehmer vor zwei Monaten nicht einmal zu träumen wagten. Gegenüber dem Tiefststand des Kurseinbruchs, der seinerzeit mit 6168 erreicht wurde, hat der Dax nun rund 1000 Zähler gutgemacht.

Unvereinbare Bewegungen

Getragen wird die Erholung von der zunehmenden Überzeugung der Anleger, dass die internationale Finanzkrise weitgehend ausgestanden ist. Außerdem ist die Quartalsberichtssaison bei weitem nicht so schlecht ausgefallen, wie von Teilen des Marktes zuvor befürchtet worden war. Zuletzt haben außerdem einzelne Konjunkturdaten wieder ein etwas freundlicheres Bild gezeichnet. Die Marktakteure müssen allerdings aufpassen, nicht auf dem falschen Fuß erwischt zu werden. Denn die beiden Aufwärtsbewegungen, die dieser Tage zu erleben sind, sind letztlich miteinander unvereinbar. Es ist kaum vorstellbar, dass in den nächsten Wochen sowohl der Dax als auch der Ölpreis stark zulegen. Denn von der Öl-Hausse gehen erhebliche Risiken aus - insbesondere wenn sie sich in dem Tempo der zurückliegenden Wochen fortsetzt. Das hat zuletzt unter anderem UBS betont.

Die Schweizer Großbank hat ihre Ölpreisprognose ebenfalls erhöht und dabei unterstrichen, dass die erhoffte Erholung der Weltwirtschaft in den Jahren 2009 und 2010 von Inflationsrisiken, die von den steigenden Ölpreisen ausgehen, gefährdet werde.

Der Steigflug des Schwarzen Goldes trifft insbesondere den amerikanischen Verbraucher hart, der bereits von der Häuserkrise angeschlagen ist und außerdem stärker als viele Einwohner Europas auf die Nutzung des Automobils angewiesen ist. Ein weiterer Anstieg des Ölpreises birgt somit erhebliche Gefahren für die US- und auch die Weltkonjunktur. Gleichzeitig verringert sich durch die zunehmende Inflationsgefahr der Spielraum der Zentralbanken für konjunkturstützende Lockerungsmaßnahmen. Eine anhaltend hohe oder sogar steigende Teuerung könnte die Notenbanken vielmehr zwingen, die Leitzinsen anzuheben. Auch dies wäre für die Weltwirtschaft und letztlich für die Aktienmärkte unbekömmlich. Ein weiterer deutlicher Anstieg des Dax würde daher zumindest eine Beruhigung am Ölmarkt voraussetzen.

Denkbar ist allerdings auch ein anderer Ausgang. Der Ölpreis kann nicht kräftig weiter steigen, ohne dass dies Auswirkungen auf den Verbrauch hat. Mit jedem Dollar, um den sich das Schwarze Gold verteuert, müssen mehr Konsumenten passen bzw. den Verbrauch reduzieren. Kurzum: Ab einem gewissen Punkt könnte eine fallende Nachfrage die spekulativen Gelder, die sich derzeit auf den Rohstoffmarkt und insbesondere den Energiebereich konzentrieren, zur Flucht veranlassen und einen kräftigen Rückschlag des Ölpreises auslösen.

Quelle: Börsen-Zeitung (von Christopher Kalbhenn)

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