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Börsen-Zeitung: Warnschuss für Dell

Archivmeldung vom 20.08.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 20.08.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Oberflächlich betrachtet geben die Quartalszahlen des Weltmarktführers Hewlett-Packard Grund zur Hoffnung für die PC-Branche. In den Monaten Mai bis Juli ist der Umsatz nur um 2% gesunken. Der Gewinn sackte zwar um ein Fünftel ab - doch was ist das schon in Zeiten der Wirtschaftskrise?

Die operative Marge hat HP sogar auf mehr als 11% gesteigert. Also Entwarnung für Dell und die anderen Computerproduzenten?

Keinesfalls! Bei genauerer Betrachtung fällt sofort auf, welche Sparten der HP-Marge auf die Sprünge geholfen haben. Die Cash-cow, das Print-Geschäft, schwächelte zwar bei den Hardware-Verkäufen. Paradoxerweise stärkte diese Schwäche aber die Profitabilität. Der Verkauf von Druckern und Kopiergeräten ist traditionell ein Verlustgeschäft. Die Kunden sollen über vermeintlich günstige Hardware-Angebote in die HP-Welt gelockt werden, um dann beim Kauf teurer Nachfüllpatronen eine ordentliche Marge einzubringen. Zwar halten sich die Unternehmen in der Wirtschaftskrise beim Kauf neuer Hardware zurück. Ausgedruckt werden muss aber noch immer, sodass sich der Umsatzmix der Sparte zugunsten renditestarker Druckerpatronen verschiebt.

Der zweite große Profitabilitätstreiber von HP ist das Dienstleistungsgeschäft. Hier zahlt sich für HP die Übernahme des IT-Dienstleisters EDS vor gut einem Jahr aus. Die operative Marge der Service-Sparte konnte seit dem Zukauf kontinuierlich um knapp 4 Prozentpunkte auf nun 15% gesteigert werden. Im jüngsten Quartal stand die Dienstleistungssparte für knapp ein Drittel der Konzernerlöse. Server-, Software- und Finanzdienste hinzugerechnet stammt fast die Hälfte des HP-Umsatzes nicht aus dem Absatz von Computer-Hardware. Bei Dell beträgt dieser Anteil nicht einmal ein Sechstel.

PC-König HP ähnelt in seiner Ausrichtung daher fast mehr einer IBM als einer Dell. In dem für reine PC-Schrauber essenziellen Computergeschäft hat Weltmarktführer HP knapp 18% an Umsatz eingebüßt. Das Spartenergebnis sackte um mehr als ein Drittel ab. Angesichts der hohen Nachfrage nach margenschwachen Netbooks und der Kaufzurückhaltung der Unternehmenskunden sollten Konkurrenten wie Dell keine falsche Hoffnung schöpfen. Die HP-Zahlen sind eher als Warnschuss zu verstehen: Die Krise am PC-Markt ist längst noch nicht ausgestanden.

Quelle: Börsen-Zeitung

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