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Erst prüfen, dann auszahlen

Archivmeldung vom 13.01.2021

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 13.01.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Eine schwere und anhaltende Krise, zumal eine globale, verleitet in vielerlei Hinsicht dazu, nicht mehr zu differenzieren. Wenn der Handelsverband Deutschland (HDE) und der Handelsverband Textil (BTE) die ausbleibenden finanziellen Hilfen für die von zwei Lockdowns hart getroffene Modebranche monieren, ist das nicht nur legitim, sondern Teil ihres Auftrags. Schließlich hatte die Bundesregierung der Wirtschaft nach der neuerlichen Zwangsschließung von Läden schnelle und unbürokratische Hilfen für November und Dezember zugesagt.

Bislang ist aber nur ein Bruchteil der vorgesehenen Gelder, die als Entschädigung für Umsatzausfälle konzipiert sind, bei den Unternehmen angekommen. Unerwähnt bleibt freilich, dass zahllose Branchenvertreter - insbesondere stationäre Textilhändler - schon lange, bevor sich Covid-19 ausbreitete, am Rande der Insolvenz agierten.

Esprit, Karstadt Kaufhof, Sinn, Appelrath Cüpper, Hallhuber und nun auch noch Adler: Viele bekannte deutsche Modehändler haben seit Beginn der Coronakrise ihr Heil in Insolvenzverfahren suchen müssen. Die Frage muss erlaubt sein, wie lange sich diese Unternehmen ohne die Pandemie noch über Wasser gehalten hätten. Fast alle der genannten Firmen kämpften seit Jahren gegen den Exitus - selbst in "Goldilocks"-Zeiten. Gewiss, schon der erste Lockdown traf die Branche hart: Große Teile der Frühjahrs- und Sommerkollektion blieben liegen. Und nun stapelt sich die Winterware in den Regalen, weil seit Mitte Dezember die Läden abermals nicht mehr öffnen dürfen. Darüber hinaus muss jetzt die Frühjahrs- und Sommerkollektion geordert und bezahlt werden. Zu deren Finanzierung muss die Winterware wohl zu einem wesentlichen Teil unter Einkaufswert verkauft werden. Gleichzeitig fallen weiter Kosten an wie Mieten für Geschäftsräume und für das Personal.

Der Handelsverband Textil sagt eine Pleitewelle in der Branche mit dem Verlust von über 100000 Arbeitsplätzen voraus, wenn sich die Politik nicht endlich in die Bresche werfe. Einer HDE-Erhebung zufolge fürchten 61 Prozent der befragten Textilhändler, 2021 ihr Geschäft aufgeben zu müssen. Es drohten verwaiste Innenstädte. Diese Schreckensszenarien sind aber kein Grund, nun undifferenziert das Füllhorn öffentlicher Gelder über der Modebranche auszuschütten. Anträge, aus denen hoffentlich hervorgeht, ob ein Unternehmen in normalen Zeiten ohne staatliche Hilfen überleben kann, sind keine Zumutung, sondern ein Muss. Ebenso deren sorgfältige Prüfung. Auch wenn das dauert.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Martin Dunzendorfer

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