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Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Tour des France

Archivmeldung vom 27.07.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 27.07.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Was war denn das? Kein Dopingfall, kein Skandal, keine Radsport-Betrüger in Handschellen - und die Tour de France schon wieder in Paris? Doch dass dieses Mal nur Saubermänner unterwegs waren, wird noch nicht einmal der naivste Sportsfreund unterstellen.

Nach elf skandalträchtigen Jahren, in denen Drogenkuriere geschnappt, Spitzenreiter aussortiert, Bergkönige abgeführt und unappetitliche Blutpanschereien bekannt wurden, ging es beim größten Radrennen der Welt dieses Mal ums Image: Die Tour wollte raus aus der Schmuddelecke. Deshalb gaukelten die Veranstalter eine schöne heile Radsportwelt vor, in der die Kontrollen die Betrüger verschreckt haben und alles wieder gut ist - oder zumindest auf dem Weg dorthin. Sie verordneten Doping für die Augen. Kapituliert hatten die Franzosen bereits, als sie dem siebenfachen Gewinner Lance Armstrong, um dessen positive Proben von 1999 es immer noch Diskussionen gibt, und seinem Astana-Team den roten Teppich ausrollten. Auch der neue Triumphator Alberto Contador gehört dieser Equipe an: Im Vorjahr war er wegen Verbindung zum Dopingarzt Dr. Fuentes geächtet worden, jetzt war sein Start kein Problem. Apropos Contador: Seine Dominanz macht besonders nachdenklich. So stellte der 28-Jährige auf dem Weg in den Skiort Verbier einen Weltrekord der besonderen Art auf und legte in einer Stunde fast 1900 Höhenmeter zurück. Das hatte zuvor noch nie ein Radfahrer aus den Pedalen herausgeholt. Und dann besiegte dieser schmächtige Spanier plötzlich im Zeitfahren den Olympiasieger Fabian Cancellara, der in dieser Spezialdisziplin als Bester seiner Zunft gilt. Die offenen Fragen wollte Contador aber nicht beantworten. Zum Thema Doping schweigt er ohnehin am liebsten oder sagt Dinge wie diese: »Die Tour ohne Dopingfall - das ist ein Sieg für den Radsport, der auf dem richtigen Weg ist.« Die Aufführung einer dopingfreien Tour de France könnte auch als eines der größten Sport-Schauspiele des Jahres in die Geschichte eingehen, vielleicht aber war sie nur ein Vorgeschmack auf den Sport der Zukunft: Nichts sehen, nichts hören und gar nicht drüber sprechen - dann macht es allen wieder Spaß. Nur wir Deutschen müssen noch dazulernen. Anderswo klappt das bereits besser: Spanien stellt den Tour-Sieger, Frankreich hat eine skandalfreie Top-Veranstaltung, nur wir gehen mit verdienten Sportlern wie der Eisschnelllauf-Queen Claudia Pechstein hart ins Gericht. Aber auch wir sind lernfähig: Die dopinggeplagten deutschen Reiter haben sich in dieser Woche selbst einen Persilschein ausgestellt, die Biathleten schmetterten gestern in Eigenregie alle Vorwürfe gegen ihren Bundestrainer ab. Und wenn - wie jetzt bei dem anderen großen Radrennen, dem Giro d'Italia - vier Wochen nach dem Wettkampf aus Doping-Gründen die Rangfolge doch noch geändert wird, stört das die heile Welt nicht mehr. Dann haben alle ihr Geschäft gemacht.

Quelle: Westfalen-Blatt

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