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FT: Sind Banken wichtiger als Kinder?

Archivmeldung vom 14.07.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 14.07.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Es ist ein Titel, der bereits alles sagt: "Kanzlerin Merkel auf dem falschen Krisenkontinent" überschreibt eine große deutsche Zeitung ihre Online-Berichterstattung über die Afrika-Reise der Regierungschefin. Die verheerende Hungersnot am Horn von Afrika ist ein Unglück vom gleichen Ausmaß wie das Erdbeben in Haiti oder die Flut in Pakistan und wird dennoch weit weniger beachtet. Die entwickelte Welt hat gerade andere Sorgen: In den USA drohen die Renten auszufallen, England hat einen Medien-Abhörskandal zu verdauen und Deutschland muss Griechenland vor dem Bankrott retten - was wiegen da ein paar Millionen verhungernde Menschen in Ostafrika?

Frau Merkel wird vorgeworfen, sich der falschen Krise zu widmen, weil sie sich erdreistet, drei Tage lang Afrika statt Europa ihre Aufmerksamkeit zu schenken. Dass sie dort eine Million Euro für die Flüchtlingslager im Norden Kenias gibt, scheint hingegen niemanden zu stören. Dabei ist das der eigentliche Skandal: Eine Million Euro für zehn Millionen hungernde Flüchtlinge, die sich zu Zehntausenden durch die Wüste schleppen, denen die Kinder auf dem Weg wegsterben und die dann in völlig überfüllten Lagern trotzdem häufig noch dem Tode geweiht sind? In welchem Verhältnis steht Merkels milde Gabe zu den Milliardenbeträgen, die für Bankenrettung und das Überwasserhalten Griechenlands aufgewendet werden - oder einfach nur für den Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses in Höhe von 590 Millionen Euro? Nur ein Drittel dieses Betrags bräuchte es laut dem UN-Flüchtlingshilfswerk an Spenden, um den Flüchtlingen am Horn von Afrika zu helfen. Mit einem Bruchteil dessen hätte man die Katastrophe von vornherein verhindern können.

Die verheerende Trockenheit hatte sich bereits seit Monaten angekündigt - doch ohne Bilder von unterernährten Kindern lässt sich natürlich noch schlechter Geld für die Betroffenen sammeln als in Zeiten der Euro-Krise ohnehin schon. Merkels eine Million Euro geht nun für importierte Säcke voll Reis und Hirse drauf. Sollte das Leben der Menschen dadurch fürs erste gerettet werden, stehen sie danach jedoch genauso ohne passendes Ackergerät, Dünger und Bewässerungssysteme da wie zuvor. Kanzlerin Merkel wird dann längst weitergereist sein - nachdem sie noch ein lukratives Waffengeschäft in Angola auf den Weg gebracht hat - und sich wieder um deutsche Anliegen kümmern. Wie etwa die Panzerlieferung im Wert von 1,7 Milliarden Euro an Saudi-Arabien. Es ist ja auch viel angenehmer, mit den Krisenregionen Geld einzunehmen als es für das Überleben der Menschen dort auszugeben.

Quelle: Flensburger Tageblatt (ots)

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