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Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema Umgang mit dem Tod

Archivmeldung vom 31.10.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 31.10.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

An Halloween verspotten wir den Tod, an Allerheiligen und Allerseelen beklagen wir ihn. Statt im Kostüm mit weißem Skelett den Tod zu verulken, besuchen wir dann in dunkler Kleidung die Gräber und betrauern unsere Verstorbenen.

Halloween und Allerheiligen stehen für die Mischung aus Verachtung des Todes und Angst vor ihm, die Mixtur, die das widersprüchliche Verhalten des modernen Menschen kennzeichnet. Gerade der November mit Allerheiligen, Totensonntag und Volkstrauertag bietet Anlass, über die Einstellung zum Lebensende nachzudenken. »Es gibt nichts, was die Lebenden so sehr fasziniert wie der Tod«, schreibt die Amerikanerin Constance Jones in ihrem Buch »Der Tod: Alles über Leben und Sterben«. Religion, Politik, Kunst, Wissenschaft und Wirtschaft würden durch den Tod und die Vorstellungen über ihn mitbestimmt. Beispiel Politik: Hier ist Sprache verräterisch. Da werden seit Jahrhunderten Kriegsschauplätze zu »Feldern der Ehre« hochstilisiert, um das Grauen und Massensterben zu verniedlichen. Sprache dient Politikern und Militärs noch heute zur Verharmlosung. »Kollateralschaden« als Bezeichnung für den Tod unschuldiger Zivilisten ist eine weitere Nebelbombe aus dem Arsenal der militärischen Wortakrobaten. Da werden »Stützpunkte vernichtet« und »Verluste zugefügt«: Dass dabei Menschen sterben, sagen die Generäle nicht. Wer im 21. Jahrhundert im Krieg »fällt«, wird von Minen oder Granaten zerfetzt, von Kugeln durchsiebt. Dies auszusprechen gilt als nicht opportun. Unsere Gesellschaft verdrängt Schlimmes gern. Mit Kauderwelsch oder Pathos werden aber die Opfer des Krieges verhöhnt. Auch wenn wir wenig von Sterben hören wollen und den Tod in unserem privaten Umfeld gern ins Krankenhaus und Altenheim abdrängen möchten, so zieht er uns gleichzeitig in seinen Bann. Der Tod als dekorative Kunst: Schon die alten Römer stellten Skelette auf Bronzegefäßen und Mosaikböden dar. Im 16. und 17. Jahrhundert schmückten unsere Vorfahren die Häuser mit Symbolen der Vergänglichkeit: mit Stundengläsern und Sicheln. Totenköpfe finden sich in der heutigen Mode auf T-Shirts oder Gürteln, Kinder tragen an Karneval Piratenkopftücher mit übereinandergekreuzten Knochen, Rockmusiker verzieren ihre Instrumente mit Totenschädeln. Brutale Kriminalromane sind bei Lesern gefragt, berichten Verlage. Als Appetitanreger dient auf den Klappentexten der Bücher der Hinweis, in London, New York oder Berlin seien »bestialische Morde« geschehen. Wenn wir nicht betroffen sind, darf der Tod in der Literatur, im Kino und Fernsehen ruhig blutig sein. Damit der Tod seinen Schrecken verliert, glauben wir an Unsterblichkeit. Christen hoffen auf die Auferstehung, Atheisten auf die Naturwissenschaft, wonach Materie weiter existiert Egal ob er verharmlost, lächerlich gemacht, überhöht oder gefürchtet wird: Der Tod lässt den Menschen bis zuletzt nicht los.

Quelle: Westfalen-Blatt

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