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Westdeutsche Zeitung: Eurovision Song Contest

Archivmeldung vom 16.02.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 16.02.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Geschätzt 100 Millionen Menschen werden sich im Fernsehen das Finale des Eurovision Song Contest (ESC) in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku anschauen. Wer dabei Deutschland vertritt, entscheidet sich heute Abend per Zuschauervotum. Ob es bei der großen TV-Sause im Südkaukasus aber um andere Dinge geht, außer Geschäftemacherei und ein paar mehr oder weniger belanglose Popliedchen, ist mehr als fraglich.

Dabei wäre die Gelegenheit günstig, ein paar unbequeme Themen anzusprechen. Denn in Sachen Meinungs- und Pressefreiheit und Menschenrechten sieht es in der ölreichen Republik finster aus. Die Organisation Reporter ohne Grenzen bescheinigt dem autokratisch regierenden Präsidenten Ilcham Alijew, ein Feind der Pressefreiheit zu sein. Laut Amnestie International können Journalisten sich selbst im Irak und in Afghanistan freier bewegen als in Baku.

Da stellt sich grundsätzlich die Frage, ob solch eine prestigeträchtige Veranstaltung wie das ESC-Finale überhaupt in einem Land ausgetragen werden darf, das sich offenkundig mit freiheitlichen Errungenschaften mehr als schwer tut.

Die Antwort heißt ja. Wer dem Land das Finale absprechen will, hätte es schon längst von der Teilnehmerliste streichen müssen. Und: Wer Aserbaidschan sagt, muss auch Weißrussland, Georgien und Ukraine sagen. Israel steht ebenfalls nicht im Verdacht, mit ethnischen oder religiösen Minderheiten besonders pfleglich umzuspringen. Diese Länder sind aber ESC-Dauergäste. Damit kein Missverständnis entsteht, Menschenrechtsverletzungen woanders machen das aserbaidschanische Verhalten keineswegs besser.

Aber die gewaltige Öffentlichkeit, die das Land durch den ESC erfährt, ist auch eine Chance. Eine Gelegenheit, auf Missstände hinzuweisen - in einem Land, das üblicherweise nicht im Mittelpunkt des Medieninteresses steht. Dies setzt allerdings voraus, dass der Norddeutsche Rundfunk, der das Spektakel für die ARD überträgt, nicht wegschaut, falls es während der Finalwoche zu Übergriffen auf Fans oder zu Behinderungen der Presse kommt. Der Sender hat schließlich die Wahl, ob er die bunte PR-Operette à la Alijew bejubelt oder auch die schiefen Töne beim Grand Prix abbilden will.

Quelle: Westdeutsche Zeitung (ots)

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