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Westdeutsche Zeitung: Das falsche Spiel des Hamid Karsai

Archivmeldung vom 04.04.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 04.04.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Mit der Verbrennung des Korans in seiner Glaubensgemeinde in Florida hat der radikale amerikanische Prediger Terry Jones eine eher ungewollte Allianz geschmiedet. Denn Nutznießer seiner an Populismus kaum zu überbietenden Aktion vom 20. März sind letztlich die, auf die er es selbst am meisten abgesehen hat. Jones spielt den Fürsten der Taliban in die Karten.

Er gibt ihnen die Munition, die sie brauchen, um ihre Anhänger zu mobilisieren. Das ist umso tragischer, als es den Islamisten in den vergangenen Monaten nicht gelang, aus den Unruhen in der arabischen Welt Kapital zu schlagen. Nun sind sie wieder obenauf, weil ein westlicher Hassprediger seinen wirren Worten von vor einem halben Jahr jetzt ein erbärmliches Schauspiel hat folgen lassen. Das Ergebnis sind Tote und Verletzte am vergangenen Wochenende in Afghanistan, wo Islamisten sich aufgefordert fühlten, an den "Ungläubigen" aus dem Westen Rache zu üben.

Die jüngsten Ereignisse treffen die USA und deren Präsidenten Barack Obama hart. Einerseits wollen die USA im Sommer mit dem Rückzug ihrer Truppen beginnen. Andererseits zeigen die Anschläge vom Wochenende, dass Afghanistan von Normalität nach westlichen Maßstäben weit entfernt ist. Und das liegt nicht zuletzt an Hamid Karsai.

Denn der afghanische Präsident selbst war es, der die Unruhen in seinem Land wegen der Verbrennung des Korans geschürt hat. Während die Medien in den USA den Unfug Jones' zehn Tage lang weitgehend ignorierten, forderte ausgerechnet der vom Westen gestützte Karsai in einer Rede, der Prediger müsse bestraft werden.

Damit hat der ohnehin umstrittene afghanische Präsident einmal mehr unter Beweis gestellt, dass er ein unsicherer Kantonist ist. Statt zu schweigen und in seinem Land die ohnehin schon sehr fragile Ruhe zu bewahren, nutzte er die Koran-Verbrennung ohne Rücksicht auf seine westlichen Verbündeten, um bei den Islamisten Punkte zu sammeln. Dass diese Zustimmung blutbefleckt sein würde, nahm er billigend in Kauf.

Für die Diplomatie ist Karsais falsches Spiel nach den zuletzt besseren Signalen ein herber Rückschlag. Er zeigt, wie Alltag in Afghanistan sein dürfte, wenn der Westen einmal nicht mehr so genau hinschaut.

Quelle: Westdeutsche Zeitung

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