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Börsen-Zeitung: Die unendliche Geschichte

Archivmeldung vom 13.09.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 13.09.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Die Kurse an den Kapitalmärkten haben nach der EZB-Entscheidung zunächst Kurven gedreht. So schienen die Anleger verwirrt darüber, was die Entscheidungen der Notenbank beispielsweise für Bankaktien zu bedeuten haben. Einerseits winkt eine gewisse Entlastung durch Freibeträge beim Strafzins, andererseits dürfte die Neuauflage des Anleihekaufprogramms das Problem überschüssiger Liquidität erhöhen. Mancher Bankentitel fuhr daher Berg und Tal.

Lohnenswert war der Blick auf den Goldpreis, der unmittelbar nach Bekanntwerden der Entscheidung in die Höhe schoss. In dieser Reaktion dürfte sich vor allem Misstrauen gegenüber der EZB ausdrücken. Schließlich hegen mittlerweile selbst wohlwollende Beobachter Zweifel daran, ob das eingesetzte Instrumentarium der Notenbank noch angemessen ist - und ob es ihr damit gelingt, die "Inflationserwartungen zu verankern".

Bei vielen Beobachtern der Notenbankpolitik dürfte sich eher das Gegenteil einstellen. Die Notenbank muss fürchten, dass sie mehr und mehr die "Erwartung verankert", dass die EZB gerade nicht mehr der Garant für stabile Preise ist, der mit ruhiger Hand die Geldpolitik steuert, sondern immer hektischer feuert. Das jüngste Bündel an weitreichenden Maßnahmen sorgt daher eher für ein Gefühl der Unsicherheit. Immer häufiger wird die Vermutung geäußert, dass die Zinsen nicht nur einige Zeit, sondern eine Ewigkeit nahe Null bleiben - und dass die ultralockere Geldpolitik eine unendliche Geschichte zu werden droht.

Die Lage, in die sich die EZB manövriert hat, birgt drei schwere Risiken. Erstens, dass die Politik des offenen Portemonnaies bereits jetzt jede Menge Nebenwirkungen entfaltet, die vor allem die Banken belasten. Zweitens, dass die Notenbank in Zeiten negativer Zinsen und billionenschwerer Anleihekaufprogramme keine Pfeile mehr im Köcher hat, um einzugreifen, falls sie im Falle einer echten Wirtschaftskrise - und nicht bloß eines Abschwungs - dringend gebraucht würde. Und drittens, dass mit jedem neuen Maßnahmenpaket das Vertrauen in die Zentralbank als letzte Bastion der Glaubwürdigkeit in schwierigen Zeiten erodiert.

Nur zur Erinnerung: In der Finanzkrise erhielt die EZB nur deshalb eine so prominente Rolle - etwa in der Bankenaufsicht - weil niemand mehr da war, dem die Märkte noch etwas zutrauten. Dieser Nimbus ist in Gefahr, da den Entscheidungen im EZB-Rat mittlerweile ein Hauch von Panik anhaftet.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Detlef Fechtner

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