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Lausitzer Rundschau: Die Macht der Öffentlichkeit

Archivmeldung vom 17.07.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 17.07.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Sie prangerte Menschenrechtsverletzungen in Tschetschenien an, kritisierte immer wieder Präsident Ramsan Kadyrow, wurde bedroht, beschimpft, als Verräterin dargestellt - und musste dies mit ihrem Leben bezahlen.

Der Mord an der Bürgerrechtlerin und Journalistin Natalja Estemirowa scheint wie eine Wiederholung der Tat an der ebenfalls regimekritischen Journalistin Anna Politkowskaja im Jahr 2006, deren Hintergründe bis heute nicht vollständig aufgeklärt wurden. Und erneut erheben Kollegen Estemirowas schwere Vorwürfe gegen die politische Führung Tschetscheniens, vermuten die Auftraggeber für den Mord in diesen Reihen. Auch wenn dies nicht bewiesen ist, so deutet doch viel darauf hin. Immer wieder werden Bürgerrechtler in der russischen Teilrepublik ermordet. Erst im Januar wurden der Menschenrechtsanwalt Stanislaw Markelow und die Journalistin Anastassija Baburowa auf offener Straße erschossen. Wie so oft wurde auch dieses Verbrechen bis heute nicht aufgeklärt. Ähnliches ist bei dem jetzigen Mord zu erwarten, obwohl Russlands Präsident Dmitri Medwedew eine vollständige Aufklärung der Tat versprochen hat. Solche Morde können die Bevölkerung eines Landes aufschrecken, einschüchtern, das Gefühl von Machtlosigkeit vermitteln. Doch gerade Krisenregionen wie Tschetschenien brauchen mehr mutige Menschen wie Estemirowa und Politkowskaja, die auf Folter und Mord aufmerksam machen, Menschenrechtsverletzungen anprangern und sich von Einschüchterungsversuchen der Machthaber nicht beirren lassen. "Ich fühle, dass ich die Arbeit von Anna Politkowskaja fortsetzen muss", hatte auch Estemirowa einmal gesagt. Nur so kann die Maske des versteckten Krieges gelüftet und die internationale Gemeinschaft auf die unsäglichen Zustände aufmerksam gemacht werden, mit der ungeliebte Regimekritiker verfolgt und ausgeschaltet werden. Denn das ist die wichtigste und oftmals einzige Macht der Menschenrechtler: eine auf breiter Front informierte, internationale Öffentlichkeit, die den Druck auf die zuständigen Politiker vor Ort stetig erhöht und mit Konsequenzen droht. Vielleicht ist die Aufhebung der Freisprüche im Politkowskaja-Prozess ein Hinweis, dass dieser Druck ein wenig Wirkung zeigt. Eine Verurteilung der Täter sowie eine - wirklich umfassende - Aufklärung des Mordes an Estemirowa könnte ein weitaus größerer sein. Aber nur, wenn der internationale Protest anhält und es immer wieder Menschen wie Natalja Estemirowa gibt.

Quelle: Lausitzer Rundschau

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