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Der unbekannte Kunde

Archivmeldung vom 22.08.2005

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 22.08.2005 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Michael Dahlke

Ein Journalist schreibt an die CDU-Kanzlerkandidatin Angela Merkel einen Offenen Brief, der offenbar unangenehme Fragen enthält. www.fr-aktuell.de, berichtet

Aus dem Inhalt:

Es gibt sie, diese unendlichen Geschichten, in die man als Reporter eintaucht und nie wieder hervorkommt. Irgendwo verloren geht, sich festbeißt, nicht mehr davon loskommt.

Der Reporter Andreas Förster beschäftigt sich immer noch mit der Friedman-Affäre, die für alle schon längst zu Ende ist - nur für Förster nicht.


Und das vermutlich zu Recht. Zwar trat der CDU-Politiker Michel Friedman von seinen Ämtern zurück, nachdem durch einen Lauschangriff der Polizei bekannt geworden war, dass er Kokain genommen hatte und zu ukrainischen Zwangsprostituierten gegangen war, allerdings barg die Geschichte noch viel mehr Stoff, der aber offenbar unter den Teppich gekehrt wurde. Denn schon damals, im Frühjahr 2003, hatten die Fahnder darauf verwiesen, dass Friedman nicht der einzige Politiker gewesen sei, der die Dienste des mittlerweile verurteilten Menschenhändlers in Anspruch genommen hatte. In die Sache verstrickt, so hieß es damals, sei noch ein weiteres Präsidiumsmitglied einer großen Partei.


Für Aktualität des Themas gesorgt hat ausgerechnet Angela Merkel, indem sie im Zuge des Visa-Untersuchungsausschusses vorschlug, dass in Zukunft die Kunden von Zwangsprostituierten bestraft werden sollen. Mittlerweile gibt es dazu eine Gesetzesinitiative. Dieser Vorschlag könnte sich nun aber - auch - gegen die CDU selbst wenden. Denn er kann zum Beispiel die unangenehme Fragen aufwerfen, ob ein weiterer Christdemokrat damals in die Affäre verwickelt war.


Und dieses unangenehme Thema hat nun der Reporter Andreas Förster aufgebracht, er hat gleich fünfmal Schreiben an Merkel gerichtet, am 11. und 24. Mai, am 6. und 29. Juni sowie am 1. August, in denen er folgende drei Fragen stellte: "Ist Ihnen bekannt, um welches Präsidiumsmitglied es sich handelt? Was haben Sie unternommen, um dieses Präsidiumsmitglied zur Verantwortung zu ziehen? Sollten die von Ihnen geforderten Strafvorschriften gegen Freier von Zwangsprostituierten auch auf einen mit der Friedman-Affäre vergleichbaren Fall Anwendung finden?"


Eine Antwort bekam Förster nicht.


Das ärgerte ihn schließlich so sehr, dass er jetzt zu einem unkonventionellen Mittel griff. Auf der ersten Seite der Berliner Zeitung, die immerhin rund 180 000 Käufer hat, schrieb er jüngst unter der Überschrift: "Sehr geehrte Frau Dr. Angela Merkel" einen "Offenen Brief" an die CDU-Vorsitzende, in dem er alle Fragen wiederholte. O-Ton: "Ich nahm in meinen Schreiben Bezug auf eine von Ihnen gemachte Äußerung im April, wonach Freier von Zwangsprostituierten bestraft werden müssten. Ihre Bundestagsfraktion hat ja inzwischen auch einen entsprechenden Gesetzentwurf vorgestellt. In diesem Zusammenhang erinnerte ich Sie an die Friedman-Affäre von 2003.(…) Den Ermittlern war es damals gelungen, durch die Auswertung von abgehörten Telefongesprächen eine Reihe dieser Kunden zu identifizieren. Zu diesen Kunden soll neben dem CDU-Mitglied Michel Friedman auch ein Präsidiumsmitglied Ihrer Partei gezählt haben. (…) ."


Förster schreibt weiter, es könne ja sein, "dass durch dumme Zufälle gleich fünfmal ein Schreiben an die CDU-Vorsitzende auf der Strecke geblieben ist. Ich versuche deshalb jetzt auf diesem Weg, eine Antwort von Ihnen zu erhalten."


Trotz des Briefes, der in der Redaktion der Berliner Zeitung gelobt worden sein soll, hat Förster noch keine Antwort erhalten. Gemeldet hat sich nur die Redakteurin einer konservativen Tageszeitung - mit dem Hinweis, dass sich so etwas doch nicht gehöre.

Quelle: http://www.fr-aktuell.de/ressorts/kultur_und_medien/medien/?cnt=711929

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