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Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema "Deutschlands Eliten"

Archivmeldung vom 27.10.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 27.10.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Was verbindet die Fußballprofis Kevin Kuranyi und Torsten Frings mit dem Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann? Alle drei sind in ihrem Beruf hoch qualifiziert. Sie werden exorbitant bezahlt und genießen eine herausragende Stellung in unserer Gesellschaft.

Sie sind Vorbilder - so oder so. Was konnte die Gesellschaft zuletzt von Kuranyi, Frings, Ackermann und anderen Wirtschaftseliten dieses Landes lernen? Egoismus: Das eigene Interesse geht vor. Wenn der persönliche Nutzen nicht sicher oder zu gering scheint, lohnt sich der Einsatz nicht. Davonzulaufen war für Kevin Kuranyi bequemer, als zu kämpfen. Eine Pleite könnte für manchen Bankvorstand lukrativer sein als ein auf 500 000 Euro gedeckeltes Gehalt. Arroganz und mangelnde Fähigkeit zur Selbstkritik: Das Leistungsprinzip gilt nur so lange, wie es mir nützt. Zeigt es mir Grenzen auf, betrachte ich das als Herabsetzung meiner Person. Das hat ein Torsten Frings nicht nötig. Für eigene Fehler mache ich andere verantwortlich. So haben die Bankkunden versagt, die die risikoreichen Produkte gekauft haben. Sie sind zu gierig gewesen und an ihrem Dilemma selbst schuld, meint Hilmar Kopper, der Ex-Chef der Deutschen Bank. Verantwortungslosigkeit und mangelnde Reue: Es ist unprofessionell und altmodisch, sich für Fehler zu entschuldigen. Vergeblich wartet man auf die Anzeigenkampagne in allen deutschen Tageszeitungen und TV-Sendern, in der die Banken ihr Versagen eingestehen, Regierung und Steuerzahlern für die Hilfe im Rekordtempo danken und Wiedergutmachung versprechen. Stattdessen wird das Desaster schöngeredet: Commerzbank-Chef Martin Blessing nannte die Leistungen seiner Branche »suboptimal«. Hochmut und Eitelkeit: Triumphierend verkündet Josef Ackermann, dass er sich schämen würde, staatliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Daraus lässt sich schließen, dass die Deutsche Bank besser gearbeitet hat als viele ihrer Konkurrenten - das verdient Anerkennung. Vielleicht hat sie sich aber auch einfach nur früh genug von den faulen Papieren getrennt. In jedem Fall steckt in Ackermanns Aussage Spott für die Wettbewerber. Gut möglich, dass eine oder mehrere Banken zögern, die Hilfen anzunehmen, um nicht am Branchenpranger zu stehen. 14 Millionen Euro hat der Deutsche-Bank-Chef allein 2007 verdient. Eine Summe, die auch mehrere Otto-Normalverbraucher im ganzen Erwerbsleben nicht zusammenbekommen. Kann die Arbeit eines Einzelnen so viel wert sein? Kaum. Wenn doch, dann nur wegen herausragender Leistungen, von denen die Allgemeinheit in reichem Maße profitiert. Während Hartz-IV-Detektive im Einsatz sind, damit Arbeitslose sich keine Leistungen ermogeln, lassen Teile der Eliten jeglichen Anstand vermissen und kommen ihrer Verantwortung nicht nach. Sie sind elitär im Nehmen, nicht aber im Geben. Die Gefahren, die der Gesellschaft aus solch einem unmoralischen Verhalten erwachsen, stehen denen der Bankenkrise in nichts nach.

Quelle: Westfalen-Blatt

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