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Börsen-Zeitung: Notenbanken sollen's richten

Archivmeldung vom 27.08.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 27.08.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Am Freitag haben die Akteure an den Weltfinanzmärkten den Atem angehalten. Was würde Ben Bernanke, Chairman der US-Zentralbank Federal Reserve, auf dem Treffen der Notenbanker im amerikanischen Ferienort Jackson Hole wohl mitzuteilen haben? Wenn man die Aufmerksamkeit berücksichtigt, die das Meeting auf sich zog, so könnte man meinen, das Treffen wäre nur zu einem einzigen Zweck eingerichtet worden: zur Rettung der Welt. Die Ansprüche, so scheint es, waren immens hoch.

Noch vor wenigen Jahren war das Treffen lediglich eine Art Gedankenaustausch, von dem wenig nach außen drang. Dies hat sich - vermutlich wenig zur Freude der Teilnehmer - grundlegend geändert. Dass das Treffen aktuell zu einem Marktereignis globalen Ausmaßes mutiert ist, hat zwei Gründe: Die Finanzwelt wird von der Schuldenkrise diesseits und jenseits des Atlantiks erschüttert, die zumindest zum Teil Ausfluss der Finanzkrise der Jahres 2008/09 ist. Und die Politiker in Europa und den USA scheitern an der Lösung der Probleme, sodass die Notenbanken einspringen müssen - auch wenn sie teilweise, wie die Europäische Zentralbank, eigentlich nur den Auftrag haben, die Geldentwertung in Schach zu halten. Hinzu kommen erhebliche konjunkturelle Gefahren, sodass an den Märkten befürchtet wird, dass die Welt in eine neue Rezession gerät.

In die Bresche springen

Nun geht also darum, dass die Zentralbanken in die Bresche springen sollen, um die Konjunktur am Laufen zu halten, und darum, das fehlende Vertrauen in die Politiker irgendwie wettzumachen. Von Bernanke haben daher nicht wenige Teilnehmer erwartet, dass er "Quantitative Easing 3" (QE 3), das nächste gigantische Paket zur Stützung der Märkte über Bondkäufe und Liquiditätszufuhr ankündigt oder zumindest einigermaßen konkret in Aussicht stellt.

Dazu ist es natürlich nicht gekommen. Bernanke hat lediglich mitgeteilt, der über die Geldpolitik befindende Offenmarktausschuss werde seine Zinssitzung vom 20. September um einen Tag verlängern, um weitere Optionen zur monetären Stimulierung zu erörtern. Darüber hinaus zeichnete er ein eher düsteres Bild der Konjunktur, während er auf der anderen Seite betonte, dass die Inflation in den kommenden Quartalen bei 2% oder darunter liegen werde. Damit hat er sich die Optionen offengelassen. Der Fed-Chef wäre wohl auch schlecht beraten gewesen, wenn er allen vor der Rede geäußerten Ansprüchen nachgekommen wäre. Denn was die schwache Konjunktur in den USA betrifft, so gibt es für diese nach Einschätzung vieler Ökonomen strukturelle Gründe. Gegen die Auswirkungen der vielen Immobilien-Zwangsvollstreckungen oder auch den hohen Anteil an schlecht ausgebildeten Arbeitskräften, der zu der hohen Arbeitslosigkeit beiträgt, lässt sich mit monetären Instrumenten nur wenig ausrichten.

Außerdem hat die Vergangenheit gezeigt, dass sich zwar ein drohender konjunktureller Einbruch manchmal mit geldpolitischer Stimulation verhindern lässt, dass es aber eine Notenbank viel schwerer hat, wenn die Konjunktur bereits ausgebremst ist. Insofern würde wohl im Fall einer aktuellen Ankündigung von "QE 3" die Gefahr drohen, dass in den USA eine Diskussion ausbräche, ob die Fed viel Geld in die Hand nehme, nur um wieder einmal die Banken zu stützen.

Marktteilnehmer besorgt

Hinzu kommt, dass die Marktteilnehmer nicht nur in Europa, sondern auch in den USA mit Blick auf die Politik sehr besorgt sind. Auch nach der Einigung zwischen Demokraten und Republikanern im Streit um den US-Bundeshaushalt bleibt das Grundproblem bestehen: Die Stabilität der Finanzmärkte wird durch die Unfähigkeit der politischen Parteien, die Staatsfinanzen durch einen gemeinsamen gesetzgeberischen Kraftakt langfristig in den Griff zu bekommen, gefährdet. Und auch hier gilt genau wie in Europa, dass es einer Notenbank auch mit viel Mitteleinsatz nicht gelingen kann, auf längere Sicht das fehlende Vertrauen der Märkte in die Fähigkeit der Politik zur Krisenbewältigung zu ersetzen.

Bernanke hat mit seinen Äußerungen offensichtlich den richtigen Ton getroffen, die Reaktionen an den Märkten waren jedenfalls positiv. Der Fed-Chairman beließ den Marktteilnehmern die Hoffnung, dass es noch zu Unterstützungsmaßnahmen der Fed kommen kann, ohne mit konkreten Äußerungen Begehrlichkeiten zu wecken. Alle Beteiligten sollten sich aber darüber im Klaren sein, dass die Turbulenzen an den Märkten erst dann dauerhaft nachlassen werden, wenn endlich die Ursachen der Krise bekämpft werden. An der Bereitschaft dazu mangelt es auf beiden Seiten des Atlantiks.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots)

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