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Mittelbayerische Zeitung: zu England/Krawalle

Archivmeldung vom 10.08.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 10.08.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Als ein Spezialkommando der Londoner Polizei am letzten Donnerstag Mark Duggan erschoss, hätte niemand ahnen können, in welchem Chaos das Land sich kaum eine Woche später befinden würde. Duggans Tod war der Auslöser für eine Demonstration im Londoner Stadtteil Tottenham, die schnell in wüsten Krawall ausartete.

Seitdem will das Land nicht mehr zur Ruhe kommen. Nacht für Nacht brechen überall in London Unruhen aus. Und auch in einem halben Dutzend weiterer britischer Städte kam es zu Ausschreitungen. Schnell wird sich dieser Flächenbrand nicht löschen lassen. Der Tod von Mark Duggan, einem 29-jährigen Schwarzen, hatte Randalierer in Tottenham wütend gemacht, weil sie darin Polizeibrutalität und einen weiteren Übergriff gegen den farbigen Bevölkerungsteil sahen. Noch immer gäbe es "institutionalisierten Rassismus" bei Scotland Yard, lautet der Vorwurf. Zugleich weisen Beobachter darauf hin, dass der Protest soziale Gründe habe: Tottenham gehöre zu den ärmsten Bezirken Londons. Hier herrschen Bandenkriminalität, Drogenprobleme, Jugendarbeitslosigkeit. Und der rigorose Sparkurs der Regierung verschlimmere die Situation - immerhin sei der Jugendetat des Bezirks um 75 Prozent gekappt worden. Auch der frühere Bürgermeister Londons Ken Livingstone will eine direkte Verbindung sehen: "Die Wirtschaftsflaute und die Kürzungen", sagte er, "die von der konservativen Regierung verhängt werden, schaffen unweigerlich eine soziale Spaltung". Das mag vielleicht so sein, aber was sich in den letzten Nächten auf Londons Straßen abspielte, waren keine Rassenunruhen alten Stils, in denen sich sozial benachteiligte Jugendliche mit der Polizei prügelten, weil sie sich gegen Rassismus und Chancenlosigkeit wehrten. Sozial benachteiligt mögen viele von ihnen immer noch sein, aber diesmal geht es den Randalierern nicht um den Kampf gegen eine ungerechte Gesellschaft. Ihre Motive sind eigennütziger. Zum einen ist da das Phänomen des sogenannten "recreational rioting", des Spaß-Krawalls. "Diese Typen haben einfach entschieden", befand die "Times", "dass die Randale eine lustige Alternative zu einem ansonsten langweiligen Sommerabend ist". Zum anderen, das demonstrieren die regelmäßigen Bilder von Plünderungen, geht es den zumeist jugendlichen Krawallmachern schlicht um persönliche Bereicherung. Randale trifft Shopping - auf diese Formel ließe sich das Ganze bringen. Das bedeutet eine neue und beunruhigende Qualität im Verhältnis zwischen der Unterklasse und dem Rest der Gesellschaft, weil es zeigt, wie weit sich die Jugendgangs von sozialen Normen entfernt haben und wie gewaltbereit sie sind. Und richtig gefährlich wird es, wenn zu Diebstahl und Plünderei auch noch Brandstiftung kommt. Regelmäßig gehen ausgeraubte Geschäfte in Flammen auf, wohl um Spuren zu vernichten. Oft leben über diesen Läden Mieter. Was zur Zeit in Großbritannien passiert, kann man getrost als die Herrschaft des Mobs bezeichnen. Auch wenn der nur klein ist, sind es doch zu viele Randalierer für die Polizei. Mit ihrem schwarzen Humor hoffen die Briten jetzt auf schlechtes Wetter. Denn wenn es regnet, so weiß man aus Erfahrung, krawallt es sich nicht so recht.

Quelle: Mittelbayerische Zeitung (ots)

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