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BERLINER MORGENPOST zu den wetterbedingten Problemen der Bahn

Archivmeldung vom 13.07.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 13.07.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Alle reden vom Wetter - wir nicht. So hieß es einmal bei der weiland Deutschen Bundesbahn, und gemeint war der Vorteil der Bahn gegenüber Straße und Flugzeug bei Frost und Kälte. Jetzt zeigt sich umgekehrt, dass die modernsten Züge Außentemperaturen in den oberen Dreißigern manchmal nicht aushalten und dass das Bahn-Personal, oben wie unten, dem auch nicht gewachsen ist.

Am Wochenende gab es Ausfälle, es gab gefährliche Schwächeanfälle, und es gab einen Bahn-Apparat, der mitten in den großen Ferien die Leute sich selbst überließ. Unbegreiflich, dass niemand die Notbremse zog, stattdessen aber eine Frau die Scheibe einschlagen wollte, um ihr Kind zu befreien aus der Hitzeglut des Zuges. Ein Wunder, dass nicht Schlimmeres passiert ist. Zorn und Enttäuschung sind berechtigt. Wer mit der Deutschen Bahn fährt, ist selber schuld. So ungefähr muss der Sprecher des Bahn-Vorstands gedacht haben, als er allen Ernstes meinte, es seien doch nur drei ICE-Züge in Not geraten und Tausende andere Züge seien mit ihren Passagieren wohlbehalten am Zielort angekommen. Man stelle sich ähnliche Kaltschnäuzigkeit bei einem Unternehmen der Passagierluftfahrt vor - der Aufschrei wäre wahrscheinlich der Anfang vom Ende der Linie. Öffentlicher Transport ist eben nicht der von Dingen und Sachen, sondern von Menschen, die man gemeinhin heute Kunden nennt Unvergessen auch die Lieblosigkeit und auch Dummheit, mit der Schaffner in Regionalzügen Kinder und Jugendliche vor die Zugtür setzten, weil diese keine Fahrkarten hatten. Die Bahn ist unentbehrlich, deshalb wird ihr ein Ende nicht so bald passieren. Aber die Bahn als Ganzes, der Vorstand und alle Bediensteten (die meisten von ihnen verantwortungsvoll und serviceorientiert) müssen lernen, 100 Prozent Leistung zu bringen und weit vorauszudenken. Und das heißt eben auch, Vorschriften zu überdenken und eigeninitiativ zu handeln. Die extremen Wetterlagen waren drei bis fünf Tage vorher angekündigt worden. Wenn dann ein Debakel eintritt wie das auf der Ost-West-Hauptstrecke zwischen Berlin und Köln/Düsseldorf und auch im Süden, muss jede nur denkbare Abhilfe geschaffen werden. Wie konnte es geschehen, dass auf den nächsten Bahnhöfen nicht sofort Hilfe bereitstand, den Hitzegeschädigten Erleichterung zu schaffen und Ärzte zu mobilisieren? Wenn es derlei Notfallpläne nicht gibt, dann müssen sie, ob Urlaubszeit oder Arbeitszeit, ob Tropenhitze oder Frost, schnellstens geschrieben, umgesetzt und bereitgestellt werden. Man kann nicht für jeden Fall planen. Aber dass es im Sommer heiß wird, das Klima sich verändert und das Wetter zu Extremen neigt, muss in die Sicherheitsvorgaben eingearbeitet werden. Wenn Bahnfahren zum Würfelspiel wird, dann verliert der Standort Deutschland nicht nur an Ansehen und Reputation, sondern auch an Vertrauen und Menschlichkeit.

Quelle: BERLINER MORGENPOST

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