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Börsen-Zeitung: Lebenswerk

Archivmeldung vom 18.09.2018

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 18.09.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Wahrscheinlich hatte sich Heinz Hermann Thiele längst entschieden. Schon vor einem Jahr nannte der Eigentümer von Knorr-Bremse einen Börsengang als vorrangige Option für das Regeln seiner Nachfolge. Jetzt ist aus Plan A Gewissheit geworden. Wenn nicht ein plötzliches Ereignis die Aktienwelt erschüttert, wird in etwa vier Wochen das Münchner Unternehmen zum ersten Mal auf der Kursliste im Frankfurter Prime Standard stehen.

Für die Zukunft seines Lebenswerks vertraut der 77 Jahre alte Thiele lieber Aktionären als Käufern des Unternehmens oder Kuratoren einer Stiftung. Eine Familienlösung wäre als weitere Option in Betracht gekommen. Ob sich Thiele damit überhaupt ernsthaft beschäftigt hat? Die Erbschaftsteuer spricht dagegen. Zudem kann ein milliardenschweres Unternehmen, das Thiele zum Weltmarktführer geformt hat, für die Erben eine riesige Last sein - die nächste Generation sogar erdrücken. Das Vater-Sohn-Verhältnis war ohnehin zerrüttet: Henrik Thiele verließ als Manager das Unternehmen und ließ sich als Gesellschafter auszahlen. So ist seine Schwester Julia Thiele-Schürhoff die einzige Eigentümerin neben dem Familienoberhaupt.

Heinz Hermann Thiele wird es nicht leichtfallen, die Mitsprache von Aktionären zu akzeptieren. Er ist nach wie vor der starke Mann im Unternehmen: Seit seinem Rückzug vom Vorsitz im Aufsichtsrat lässt er sich als Ehrenvorsitzender des Kontrollgremiums für seine Lebensleistung würdigen. Und er signalisiert mit diesem Titel, den es im deutschen Aktiengesetz nicht gibt, dass er weiterhin wache Augen auf seinen Besitz richtet und bei Bedarf eingreift.

Da er und seine Tochter zunächst die Mehrheit behalten, kann er sich wohldosiert mit der Aufnahme von neuen Eigentümern anfreunden. Diese Aktionäre sollten, auch wenn sie in der Minderheit sind, die Besetzung mit den sechs von Thiele ausgewählten Aufsichtsräten der Kapitalseite nicht akzeptieren: Unabhängig sind diese Mitglieder wohl kaum.

Dem Vorstand wird Thiele - wenn auch mit der gebotenen Distanz - weiterhin auf die Finger schauen. Die Strategie ist auf Wachstum getrimmt - mit Akquisitionen und dem Einstieg in neue Geschäftsfelder. Knorr-Bremse will die Konsolidierung der Branche dominieren. Das Geld dafür muss sich das Unternehmen verdienen oder als Schulden holen. Denn die Thieles behalten den Emissionserlös. Der Ehrenvorsitzende des Aufsichtsrats lässt sich auch finanziell für seine Lebensleistung entlohnen.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Joachim Herr

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