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Ruhe vor dem Sturm Kommentar zur Entwicklung des Ölmarkts von Dieter Kuckelkorn

Archivmeldung vom 09.12.2022

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 09.12.2022 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Mary Smith

Der traditionell für geopolitische Krisen anfällige Ölpreis hat in dieser Woche den niedrigsten Stand im laufenden Jahr erreicht. Angesichts der vielen weltweiten Verwerfungen und Auseinandersetzungen, die sich größtenteils auf den neuen Kalten Krieg zwischen den USA und ihren Verbündeten einerseits und Russland und China andererseits zurückführen lassen, ist dies verwunderlich.

Hauptgrund für die Baisse am Ölmarkt ist die in weiten Teilen der Welt schwache Konjunkturentwicklung. In China ist diese das Ergebnis der bisherigen Politik einer fast kompromisslosen Bekämpfung der Covid-19-Pandemie. In Europa und teilweise auch in den USA lässt sich die Konjunkturschwäche auf die enorme Verteuerung von Energieträgern wie Erdgas und Strom zurückführen, die wiederum vor allem ein Ergebnis von eklatanten energiepolitischen Fehlentscheidungen ist. Dass die Nachfragesituation bei Rohöl aktuell nicht gut aussieht, wird auch daran deutlich, dass sich Saudi-Arabien zu weiteren Preisnachlässen für asiatische Kunden veranlasst sieht.

Allerdings ist nicht davon auszugehen, dass der Ölpreis auf diesem niedrigen Niveau bleiben wird. Wenngleich die Konjunktur in Europa schwach bleiben wird, dürfte sie sich in den USA aufgrund des sich abzeichnenden Endes der Zinserhöhungen und in China aufgrund des Kurswechsels in der Bekämpfung der Pandemie bald wieder erholen. Dies sollte für einen gewissen Anstieg des Ölpreises sorgen.

Vor allem aber zeichnet sich mit Blick auf die aktuellen geopolitischen Konflikte eine ausgeprägte Kehrtwende des Ölpreises ab. Die Preisobergrenze der G7-Staaten und der Europäischen Union für russisches Öl ist zwar bereits offiziell in Kraft getreten. Aufgrund einer längeren Karenzzeit wird sie jedoch erst in einigen­ Wochen ihre volle Wirkung entfalten. Dann werden zudem russische Gegensanktionen, über die in Moskau derzeit nachgedacht wird, die Lage verschärfen, und ab Februar zündet die nächste Stufe der westlichen Sanktionen in Gestalt eines fast vollständigen Boykotts russischen Öls durch die EU. Es wird also unweigerlich ein knapperes Angebot auf eine größere Nachfrage treffen.

Darüber hinaus besteht die Gefahr, dass sich die aktuellen geopolitischen Konflikte zu neuen akuten Krisen auswachsen. In der Ukraine wird eine wesentlich stärkere Involvierung von Nato und EU unvermeidlich sein, wenn der Westen einen Zusammenbruch von ukrainischer Armee und Regierung verhindern will. Damit dürfte sich der Krieg ausweiten. Der Besuch des chinesischen Präsidenten in Riad macht die Abkehr der Erdöl-Supermacht Saudi-Arabien vom Westen unübersehbar, was weitreichende Reaktionen der US-Regierung nach sich ziehen wird. Jederzeit explodieren kann auch der Konflikt des zunehmend auf China und Russland setzenden Iran mit Israel und den USA.

Hinzu kommen weitreichende strukturelle Veränderungen am Ölmarkt, beispielsweise die Aufgabe des Petrodollar als Hauptzahlungsmittel für Erdöl oder die Ausbildung langfristiger Vertragsbeziehungen nach dem Vorbild des Erdgasmarktes - Entwicklungen, die sich aufgrund der instabilen weltpolitischen Lage stark beschleunigen können. In ein paar Monaten könnte sich somit herausstellen, dass die aktuelle Baisse am Ölmarkt nur die Ruhe vor dem Sturm war.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots)

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