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WAZ: Europa und die Kaukasus-Krise

Archivmeldung vom 13.08.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 13.08.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die kleine Kaukasusrepublik Georgien liegt George W. Bush am Herzen. Als "Leuchtturm der Freiheit für die Region und die Welt" pflegt der US-Präsident die frühere Sowjetrepublik zu preisen. Gewiss, das Land hat sich modernisiert, und Tiflis pocht laut an die Pforten von Nato und EU.

Doch nun dieses Husarenstück in Südossetien. Dass Michail Saakaschwili, ein nervöser Hasardeur im Präsidentenamt, seine Armee in die abtrünnige Region schickt, passt ganz und gar nicht zur noblen Friedensphilosophie des Nordatlantikpaktes. Dass die Nato-Außenminister Georgien schon im Dezember grünes Licht geben für die Aufnahme in das Nato-Beitrittsprogramm, ist deshalb völlig unvorstellbar. Mehr noch: Nach dem provokativen Militärschlag dürften Tiflis' Nato-Ambitionen für sehr, sehr lange Zeit auf Eis gelegt werden.

Man stelle sich mal vor, Georgien besäße bereits heute die Klubkarte im mächtigsten Militärbündnis der Welt. Dann hätten wir den Verteidigungsfall, der die gesamte Nato-26 in den gefährlichen Kaukasus-Schlamassel hineinziehen würde.

Mit seiner katastrophalen Politik hat sich Saakaschwili, offenbar in der irrigen Annahme, Washington würde sein riskantes Spiel mit dem Feuer gutheißen, buchstäblich ins eigene Knie geschossen. Er lieferte Moskau nur den willkommenen Vorwand, um endlich loszuschlagen. Nicht nur die Europäer, selbst die größte Militärmacht der Welt, die USA, mussten ohnmächtig mit ansehen, wie Moskau im Kaukasus seine Rückkehr als kraftstrotzende Supermacht geradezu zelebrierte. Russlands Warnung ist klar: Auf dem Gebiet der früheren Sowjetunion werden keine weiteren Nato-Mitglieder mehr geduldet.

Selbst wenn im Kaukasus vorerst die Waffen schweigen, werden für Europa harte Zeiten anbrechen. Denn der Konflikt besteht fort. Sowohl Russland als auch die USA sind dabei Teil des Problems und nicht der Lösung. In Georgien haben die Europäer ihr Déjà-vu des Kalten Krieges.

Leisetreterei ist nun ebenso fehl am Platze wie offene Konfrontation. Denn eines steht fest: Die EU, ja sogar die Nato, sind auf Russland angewiesen - umgekehrt gilt natürlich dasselbe. Spräche Europa mit einer Stimme, ließe sich mehr bewegen. Aber frühestens auf der Sondersitzung der EU-Außenminister wird sich herausstellen, wie gespalten die Union der 27 tatsächlich ist: Hier die Steinmeiers und Kouchners, die moderate Dialog-Fraktion also, dort die sowjetgeschädigten Polen und Balten, die Moskau am liebsten hart bestrafen würden. 

Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (von Gerd Niewerth)

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